Neulich fragte ich mich noch nach Hexen und Magiern in meinem Viertel, jetzt entdecke ich einen klassischen Hexenhut am Straßenrand. Der steinerne Heini, der sie trägt, könnte Mozart sein – Das Fundstück befindet sich vor einer mal wieder aufgelösten Kneipe in der Mozartstraße, die von mehreren ihrer jährlich wechselnden Pächter „Mozart-Eck“ genannt wurde. (Danach „Imme“, wegen der dort kreuzenden Immenhofer Straße und zuletzt „SeCret“, warum auch immer so genannt, aber von Anwohnern gerne „Sekret“ ausgesprochen.)
Zu Mozart-Eck-Zeiten erklärte mir mal die damalige Wirtin mit Reibeisen im Kehlkopf: „Eine gute Kneipe braucht Trinker, keine Säufer“. Ich fragte sie, wo der Unterschied läge. „Der Trinker zahlt seine Zeche“. Das Klientel waren wohl doch nicht nur Trinker, kurz darauf ging auch sie pleite.
Die letzte Wirtin hat zumindest diese Lektion gelernt und keinen Alkohol ausgeschenkt. Dafür gab’s Wasserpfeifen, heute eher bekannt als Shishas. Laut Internetbewertung war der Laden wohl beliebt, da stets frische Naturkohle nachgelegt wurde. Die Shishalounge lief anscheinend gut, zumindest an der Anzahl der Autos (BMW, schwarz, tief) gemessen, die im Halteverbot davor geparkt haben. Was letztendlich zur Kapitulation geführt hat, erfährt man nur, wenn man in der Gerüchteküche in die Töpfe guckt. Dort erfährt man auch, dass zwei nette Mädels den Laden im Herbst wieder aufmachen und sich eher auf Trinker statt Säufer spezialisieren. Vielleicht findet sich dort ein Plätzchen für jene Heimatlosen, denen das Libero genommen wurde. Ich halte euch auf dem Laufenden …
Nachtrag:
Heute gehe ich wieder an der Kneipe vorbei, und siehe da: Es wird entrümpelt! Schön tätowierte Menschen tragen den angesammelten Schrott vieler Jahre auf die Straße. Ich lerne eine der beiden neuen Wirtinnen kennen. Sie erzählt mir, dass der Laden komplett auf links gedreht wird. Nur eine Erinnerung an die Vergangenheit hat Bleiberecht: Der Name „Imme“. Sehr schön!
Noch ein Nachtrag:
Die beiden Wirtinnen Renate und Frauke haben mir versichert, dass es KEINE Lounge wird. Danke! Es wird außerdem eine große Theke geben, an die man sich auch mal alleine setzen kann. Der Spielautomat wird verbannt, und es kommt keine Glotze rein, die dauernd läuft. Nur zu besonderen Anlässen. Die beiden kennen Gin Tonic jenseits von Gordons und haben erkannt, dass bei Wein nicht nur nach Farbe unterschieden wird. Man darf hoffen …
Aber jetzt wirklich der letzte Nachtrag:
Die Hoffnung wurde übererfüllt. Leider komme ich jetzt nicht mehr so oft zum Schreiben. Wenn euch interessiert, was ich für neue Geschichten auf Lager habe, dann findet ihr mich gleich rechts an der Theke.