Rocker, Röhre, Zapata und so weiter: Opfer des großen Klubsterbens in Stuttgart. Klubbetreiber und Gastronomen haben sich zum Clubkollektiv zusammengeschlossen, um sich dagegen zur Wehr zu setzen. Da kommt die Gemeinderatswahl in 2 Wochen gerade recht. Am 9. Mai 2014 luden sie Vertreter von acht Parteien und Wählervereinigungen in den Club Schocken zur Podiumsdiskussion ein.
Eine politische Diskussion im Schocken, das lasse ich mir nicht entgehen. Viele andere auch nicht, die Bude ist voll. Carlos Coelho vom Clubkollektiv und Frank Rothfuss von den Stuttgarter Nachrichten moderieren.
Im Publikum viele eher aus der Nacht bekannten Gesichter. Den Diskutanten wird gleich mal ein Brocken vorgeworfen: Stellplatzablöse. Klingt im Kontext des Abends erst mal etwas skurril, ist aber ein hässliches Problem für Klubbetreiber. Wer einen Klub aufmacht und eine neue Konzession dafür beantragt, muss für jeden vorgeschriebenen Parkplatz, den er nicht zur Verfügung stellen kann, Ablöse zahlen. 12.782,30 Euro im sogenannten City-Bereich. Pro Parkplatz, und davon braucht man gerne auch mal mehrere. Dass das Publikum in der Stadt nicht zum Apfelsaftschorletrinken Klubs heimsucht und somit mal lieber öffentlich oder zu Fuß anreist, hat keiner dabei berücksichtigt. Das die Ablöseregelung nichts mit heutigen Verhältnissen zu tun hat und Nichtmainstreamklubs das Genick bricht, da sind sich alle einig.
Weniger gekuschelt wurde zum Thema Sperrzeiten. Veronika Kienzle, Bezirksvorsteherin von Stuttgart Mitte mischt sich in die Diskussion mit ein und schnell waren Schuldige gefunden: Die Verwaltung. Die Loveparade Duisburg mit ihren Opfern stecke denen wohl noch in den Knochen, da wird übervorsichtig gehandelt. Schade, dass von denen niemand da ist.
Natürlich kommt auch die Diskussion auf die Nachtruhe der Anwohner und führt zu Politfloskeln à la „Im Dialog mit dem Bürger aushandeln“, aber Grundsätzlich wird festgehalten, dass nicht die Clubs den größten Lärm und meisten Müll machen, sondern die Besoffenen auf der Straße, die auch ohne Klub trinken können und dass eine späte Sperrstunde dafür sorgt, dass nicht alle gleichzeitig unter großem Hallo nach Hause torkeln. Und letztendlich solle man sich über Lärm nicht wundern, wenn man freiwillig in der Innenstadt wohnt.
Neulinge, wie die Stadtisten oder die Piraten, können einfach fordern. Vertreter der Parteien, die für den Ist-Zustand verantwortlich sind, haben es schwerer, mit ihrem Kulturengagement die Meute zu begeistern. Sie hatten ja schließlich Jahre lang Zeit zu verhindern, dass diese Veranstaltung überhaupt nötig wurde.
Mich würde interessieren, was die derzeit Regierenden zum drohenden Untergang von Contain’t zu sagen haben, doch das Thema geht unter. Da hätten sie mal zeigen können, wie sehr ihnen die kulturelle Vielfalt am Herzen liegt. Da hilft es auch nicht, dass Jürgen Sauer von der CDU sich die kommende Sanierung der Wagenhallen auf die Fahne schreibt.
Sibylle Wais von der SÖS hatte klare Worte: „Bambule machen!“ Wenn eine Veranstaltung nicht genehmigt wird, einfach Demo anmelden.
Interessanterweise finden ja alle Parteien und Wählervereinigungen Kultur – Hoch wie Sub – total prima, braucht eine Stadt ja, und so weiter und so bla. Und jeder der Vertreter auf der Bühne hat das auch zig mal klargestellt. Wenn dem wirklich so wäre, dann hätten wir ja kein Problem hier. Misstrauisches Fazit der meisten Besucher: Schau’mer mal, was bei raus kommt.
Mihael Ivankovic, Piraten
Laura Halding-Hoppenheit, Die Linke
Fotos: Martin Zentner
da ist wirklich was dran mal sehen wie es weiter geht
Hi Dora, Danke für den ausführlichen Bericht. Ich habe nun auf fb noch was geschrieben: https://www.facebook.com/sibylle.wais