Radikale Empathie!

„Jetzt oder nie –Radikale Empathie!“ Das war der Slogan der „Bewegung für Radikale Empathie“, die 1970 in Stuttgart gegründet wurde. Das Künstlerkollektiv Jean&Claude hatte im Rahmen der Ausstellung „Die Banalität des Guten“ die Geschichte der Bewegung dokumentiert. Kurz darauf entdeckte ich, dass die Radikale Empathie auch meinen Vater in den 70ern bewegte:

Ein radikal empathisches Fundstück versteckte sich in der Fotokiste meiner Eltern. Ein radikal empathisches Protestplakat! An der Wand eines Proberaumkellers. Davor die Krautrock-Band „Blönd“, bei der mein Vater Peter in den 70ern Synthesizer spielte.

Blönd von links nach rechts: Peter Asemwald: Synthesizer, Gesang • Wolf Krautter: Bass, Synthesizer, Gesang • Kuno Proklow: Gitarre, Synthesizer, Gesang

„Die Leute von der Bewegung für Radikale Empathie kannten wir aus der Stuttgart Kunstszene“, erzählte mein Vater, “Wir haben damals gerne bei Happenings gespielt. Wolf, der Bassist, war damals politisch recht aktiv und hat sich der Bewegung angeschlossen. Da kamen wir auf die Idee, einen Song für die Bewegung zu schreiben. Den haben wir dann sogar aufgenommen und als Single veröffentlicht. Das war kein Hit, hat aber total Spaß gemacht“

In den Untiefen seines Kellers kramte mein Vater die Single hervor. Und er hatte sogar noch die originalen Bänder aus dem Studio. Als veritabler Elektronikmessie hatte er sogar noch eine funktionstüchtige Bandmaschine, mit der wir das Lied digitalisiert haben.

Ich habe mithilfe eines Freundes ein Musikvideo in Anlehnung an das Cover der Single gebastelt, damit man diese schöne Lied zeitgemäß verbreiten kann. Radikale Empathie kommt nie aus der Mode!

Die Single ist aus dem Jahr 1976, also fast so alt wie ich. „Kurz davor brachte Kraftwerk ihre Platte ,Radio-Aktivität‘ raus. Die hat uns total umgehauen. Wir wollten auch so was machen.“, erzählte mein Vater.

 


Links

Die Banalität des Guten auf Facebook

Bewegung für Radikale Empathie auf Facebook

Blönd auf Facebook


 

Blönd

Blönd wurde 1971 von Peter Asemwald, Wolf Krautter, Kuno Proklow und der Schlagzeugerin Annette Pilz in Stuttgart gegründet. Inspiriert durch Bands wie Can und Neu! spielten sie Krautrock. Als 1975 Annette Mutter wurde, verließ sie die Band. Die Suche nach einer Nachfolge gestaltete sich schwierig. Als sie Ende des Jahres zum ersten Mal die neue Platte von Kraftwerk „Radio-Aktivität“ hörten, beschloss Blönd, auch den Schritt zum Elektropop zu gehen. Elektroingenieur-Doktorand Peter Asemwald beschäftigte sich derzeit sehr stark mit elektronischer Klangsynthese und experimentierte mit einem modularen Analogsynthesizer, für den er einen Sequenzer konstruierte. Daraus entstand die Idee, den Beat elektronisch zu erzeugen. Auf der Empathie-Single haben sie dies zum ersten mal ausprobiert.

Die im Eigenverlag produzierte Single wurde hauptsächlich unter Anhängern der Bewegung für Radikale Empathie und der Stuttgarter Kunstszene verbreitet. Darüber hinaus erlangten sie wohl keine Bekanntheit. Auch die Radios ignorierten die Single. Mit einer Ausnahme: Der 1976 gegründete zürcher Piratensender „Wellenhexe“ spielte angeblich die Single des öfteren. Der Sender beschäftigte sich mit Themen der Frauenbewegung wie Gleichheit der Geschlechter. Das legt nahe, dass sie Verbindungen zur Bewegung für Radikale Empathie hatten.

1978 stieg Wolf Krautter bei Blönd aus, um sich mehr seinem außerpolitischem Engagement der BRE zu widmen woraufhin sich Blönd auflöste.


Bewegung für Radikale Empathie

Die beiden Stuttgarterinnen Dominique Brewing und Anja Haas haben die Geschichte der Bewegung für Radikale Empathie dokumentiert. Ich zitiere hier ihre Arbeit direkt, um einen Einblick zu vermitteln:

„Zu Beginn der 1970er-Jahre im süddeutschen Raum gegründet, macht die Bewegung für Radikale Empathie (BRE) bis heute auf Missstände aufmerksam und bemüht sich um die Stärkung der Gesellschaft durch Empathie. Zunächst als Gegenentwurf zur Roten Armee Fraktion konzipiert, setzt die BRE seitdem mithilfe von Aktionen, Flugblättern und anderem friedlich ein Zeichen gegen Hass. Die BRE greift dort an, wo sie gesellschaftsrelevante Themen erkennt, und geht wachsender Wut und Angst auf den Grund. In respektvollem Austausch soll sich wieder einander angenähert werden, anstatt sich in blindem Hass voneinander zu entfernen. Darauf wurde bislang vor allem durch zahlreiche Demonstrationen und Aktionen für mehr Toleranz und ein friedliches Miteinander aufmerksam gemacht.“

 

„Joachim Unland, Monika Seller und andere gründeten im Frühjahr 1970 die Bewegung für Radikale Empathie in Stuttgart. Unland (*1941) hatte sich zunächst bei der RAF engagiert, sich allerdings nach deren Radikalisierung von ihr distanziert. Andere spätere Mitglieder aus allen Teilen Deutschlands hatten einen ähnlichen Hintergrund oder waren bereits bei Studentenprotesten aktiv gewesen. Sie einte die Wahrnehmung der Gesellschaft, in der sie Werte wie Toleranz zusehends verkümmern sahen, sowie das Bestreben zur friedlichen Lösung von Missständen. So formierten sie sich zur BRE und definierten in einem Gründungsmanifest ihre Leitmaximen: Mut, Empathie und Respekt. Als erste öffentlichkeitswirksame Aktion gilt die Demonstration zur Stärkung der Frauenrechte im Dezember 1973. Die Demonstration mit 480 Teilnehmenden gilt als geschichtsträchtig, da – im Gegensatz zu vergleichbaren Aktionen – hier sowohl Frauen als auch Männer Seite an Seite für die Gleichstellung der Geschlechter demonstrierten. Berühmt wurde der Slogan „Jetzt oder nie – Radikale Empathie“, der bis heute oft verwendet wird.“

Ganz artig aufgelegt

Wären Künstler Sportler, dann hätte Jim Avignon einen Hals voll Medaillen. Letztes Wochenende hätte es sicherlich Gold gegeben. Für 60 Quadratmeter Großartigeszeugpinseln in nur 24 Stunden. Das Publikum der Galerie Schacher – Raum für Kunst sang leider keine Fanchöre, dafür haben ein Haufen Leute für Musik gesorgt – im Zweistundentakt wechselten sich die Aufleger. Auflegen wäre etwas übertrieben für das, was Putte und ich von 20 bis 22 Uhr gemacht haben. Nennen wir es lieber Musik abspielen. Ich drehe zwar gerne an Knöpfen rum,  wollte jedoch niemandem mit meinen nichtvorhandenen Auflegekünsten plagen. Für Kunst war Jim zuständig. Sonntags um 12 Uhr waren die Wände gefüllt, konnten zwei Stunden lang bewundert werden und wurden dann wieder übermalt. Wer nicht da war, hat Pech gehabt. Zum Glück waren aber viele da, auch viele liebe Freunde.


24 Hour Arty People

Jim Avignon
Schacher – Raum für Kunst
21. – 22. Januar 2017
Galerienhaus Stuttgart, Breitscheidstr. 48, 70176 Stuttgart


Jim nach dem ersten Drittel.
Jim nach dem ersten Drittel.
Putte
Musik abspielen mit Putte

Hier noch ein paar Links:

Jim Avignon

Schacher – Raum für Kunst

Die Aktion auf Facebook

Panoramen der Ausstellung von Josh von Staudach

Artikel in der Stuttgarter Zeitung


dsc07847
Ein großes Lob an den Galeristen Marko Schacher!
dsc07869
Mit Vanessa und Katharina
Suzanne Kollmeder
Zusammen mit meiner großen Schwester des Herzens: Suzanne Kolmeder Foto: Bern Reinecke
16179108_1333962219989649_5866883695823207227_o
Roman und Kathi, die Fachleute für’s Pflanzenkochen vom Super Jami. Foto: Josephine Haas
Cathrin Alice hat vor uns aufgelegt. Und das wunderschön!
Cathrin Alice hat vor uns aufgelegt. Und das wunderschön!
dsc07853
Mit Tess Merle Roczen
dsc08153
Die Fotografen Josh von Staudach und Frank Bayh. Josh hat die Ausstellung wunderschön dokumentiert.
Martin
Martin hat mir geholfen, mal etwas unvirtueller zu erscheinen.
img_3493-kopie
Tine mit ihrer elektrischen Zigarette
Birgit Krausenecker hat die Wände danach wieder weiß gemacht.
Birgit Krausenecker hat die Wände danach wieder weiß gemacht.

img_3455-kopie

dsc08230
Kommt mir bekannt vor: Mädchen an der Wand, entstanden zwischen 6 und 8 Uhr morgens.

dsc08231

dsc08209dsc08212 dsc08216 dsc08215

dsc08241

knut-krohn-zeitung
Der liebe Knut von der Stuttgarter Zeitung hat mich fotografiert.

Mutter und Tochter

Im Fluxus was Neues: Mutter und Tochter machen Kunst und Mode.

artesari-8Kombinationen sind was Feines. Letzten Donnerstag bin ich über eine ganz besondere Kombination gestolpert: Kunst und Mode. Mutter und Tochter. Die Mutter: Suzanne Kolmeder. Malt abstrakte Bilder, deren Farben sich wie vielschichtig gewobener Stoff über die Leinwand legen. Wie Bouclé, eine Gewebe, welches besonders gerne von Chanel benutzt wird – oder von Sarah-Larissa Kolmeder. Wobei wir bei der Tochter wären.  Die junge Schneiderin mit Freude an Haute Couture nimmt Chanel-Stoffe und verpasst ihnen einen lässigen Schnitt. Als Poncho oder Pullover. Passende Accessoires inklusive.

artesari-3
Chanel zum Überwerfen: Sarah-Larissa Kolmeder neben ihrem Poncho

Bilder und Klamotten passen bestens zusammen, wie man im Fluxus diesen Monat wunderbar erkennen kann. Dort hat Sarah-Larissa zusammen mit der Modehändlerin Susanne Lohrmann (Twentytwo) für Dezember ein Ladengeschäft übernommen, in welchem sie die Kleider ihres Labels Artesari zusammen mit den Gemälden ihrer Mutter verkauft.

artesari-2
Suzanne Kolmeder hat nicht nur eine tolle Frisur, sie malt auch faszinierende Bilder.

Sarah-Larissa näht ihre Kleider selbst, es steckt viel Liebe für’s Detail drin. Wie in den Gemälden. Mein Versuch, sie zu fotografieren ist kläglich gescheitert. Man muss sie schon in echt sehen, um in ihrer Tiefe zu versinken. Passend heißt die Serie Deep Networks.

Sarah-Larissa Kolmeders Kompagnon Susanne Lohrmann hat eine Boutique im Stuttgarter Westen: twentytwo
Sarah-Larissa Kolmeders Kompagnon Susanne Lohrmann hat eine Boutique im Stuttgarter Westen: twentytwo
Die Bouclé-Stoffe von Artesari sind wunderschön lebendig.
Die Bouclé-Stoffe von Artesari sind wunderschön lebendig.
Passend zum Stoff: BIld von Suzanne Kolmeder
Passend zum Stoff: Bild von Suzanne Kolmeder

artesari-6 artesari-7

artesari-5
Passende Accessoires zu den Pullovern und Ponchos von Artesari

artesari-10 artesari-9

artesari-12
Und ja: Die Frisur von Suzanne ist wirklich toll.

artesari-13
Die Mutter-Tochter-Bilder-Klamotten-Kombination funktioniert nicht nur, sie bringt etwas wirklich Schönes hervor. Ein weiterer Grund, mal ins Fluxus zu schauen. Auch für Nichthipsterinnen.


Fluxus

Artesari

Artesari auf Facebook

Artesari shop

Suzanne Kolmeder

Suzanne Kolmeder auf Facebook

Twentytwo

U-Bahnhof des Herzens

Drei Wochen lang war ein Spiegeluniversum durch ein Dimensionsloch im Kunstkasten Rathauspassage zu sehen. Man konnte hingehen und in Gedanken an den U-Bahnhof seines Herzens reisen. Egal, ob Bedford Avenue, Shibuya Station, Österreichischer Platz oder Rustaveli, alles ist nur eine Haltestelle entfernt. Oder zwei.
https://www.facebook.com/events/1637103999909064/

(Foto: Martin Zentner)

 

Mysteriöse Welt des Goldes

Fast alles, was hier glänzt, ist Gold. Der Rest ist Silber, Platin und Palladium. Bei Pro Aurum in der Heusteigstraße kann man Edelmetalle barrenweise kaufen – oder derzeit auch in skulpturaler Form. Letzten Samstag war dort die Eröffnung einer Ausstellung mit dem Titel „Mystisches Gold“. Da mir die glitzernde Welt der Edelmetalle ein Mysterium ist, hat mich meine Neugier dorthin gezogen. In den Räumlichkeiten, in denen einst Schlecker Zahnpasta und Damenbinden feil bot, sind neben einer überschaubaren Menge an Gästen güldene Skulpturen verteilt. Sie entstammen einer Kunstwelt, die mir durchaus fremd ist. Aus einem damit überfordertem Lautsprecher dröhnt mystisch-anmutende Musik von Vangelis. Eine Dame im Griechischen-Göttinnen-Outfit und einer der Lokalität angemessenen gold-blonden Mähne wandelt durch den Raum: Silvia Reiser. Die Schöpferin der goldenen Plastiken liebkost diese und räkelt sich im Dunst einer Nebelmaschine auf dem Boden.

DSC00051

Die studierte Juristin erstellt ihre Skulpturen aus Edelstahl und lässt sie in einem eigens für sie entwickelten Verfahren galvanisch vergolden. Diese verkauft sie weltweit oder stellt sie in ihrem eigenen „Lustgarten“ in Sigmaringendorf aus. Da ihr jedoch das Stadtleben fehlt, zieht sie derzeit in ihr neues Atelier in einer Feuerbacher Villa.

DSC00056

[Diesen Artikel hab ich für den Blog 70180 Stuttgart geschrieben]

Wer in die mysteriöse Welt des Goldes und der dazu passenden Kunst eintauchen will, kann dies während der Öffnungszeiten von Pro Aurum gerne tun:

Montag, Dienstag und Freitag: 9:00 – 13:00, 14:00 – 17:00
Mittwoch: 9:00 – 13:00
Donnerstag: 9:00 – 13:00, 14:00 – 18:00

DSC00058

Sylvia Reiser auf Wikipedia

sylviareiser.de

Pro Aurum

Fotos: Martin Zentner
Text: Dora Asemwald

DSC00077

PS: Man kann hier nicht nur Gold kaufen und in Gold investieren, sondern auch Altgold verkaufen.

DSC00072

Das Recht auf Selbstbenässung

_O1B8712
Hinter Gittern: Möchtegerngeysir auf dem Marienplatz.

Wasserfontänen sind ganz schön gefährlich, sollte man meinen. Am Marienplatz im Stuttgarter Süden ejakuliert geysiresque eine Fontäne in regelmäßigen Abständen – umringt von einem Hochsicherheitszaun, der es einem unmöglich macht, mit dem Wasser in Berührung zu kommen und ganz klar sagt: Nur gucken, nicht anfassen! Stinklangweilig.

Das Original: Bei echten Geysieren reicht eine Schnur als Absperrung.
Das Original: Bei echten Geysiren reicht eine Schnur als Absperrung.

Karl Philips, ein Spezialist für das, was man unter Künstlertypen Intervention nennt, hat das Problem erkannt und eine Lösung konstruiert. Der Belgier war derzeit Gast beim Vagabundenkongress am Theater Rampe, welches gleich um die Ecke liegt. Er schnappte sich ein paar Leute, die seine Konstruktion zum Brunnen schleppten und dort installierten.

Karl und seine Helfer auf dem Weg zum Brunnen
Karl (ganz rechts) und seine Helfer auf dem Weg zum Brunnen

Die Idee war ganz einfach: Wenn der Mensch nicht zum Wasser kommt, muss das Wasser wohl zum Mensch kommen. Ein zur Hohlkehle gebogenes Brett leitete die Fontaine um, sodass sie in einem schönen Bogen über das lästige Geländer spritzte. Die großzügig dimensionierte Trägerkonstruktion ruhte auf dem runden Geländer des Brunnens.

_O1B8609
Die Konstruktion passt genau auf das zu überwindende Geländer.
Karl Philips begutachtet die umgeleitete Fontäne.
Der Künstler und Konstrukteur begutachtet die umgeleitete Fontäne.

Die Idee hat funktioniert: Passenten fingen an, durch die Fontaine zu rennen und hatten offensichtlich Spaß dabei.

Nicht all zu viel später wurde die Konstruktion wieder abgebaut. Viele Passanten bedauerten dass. Aber jetzt hat auf dem Marienplatz wieder alles seine Ordnung.

_O1B8688
Junge Damen üben ihr Recht auf Selbstbenässung aus.

Apropos Spaß: an den haben die Gestalter des Platzes und seines Brunnens wohl weniger gedacht. Soll halt chic aussehen, so ein Pseudogeysir. Das passiert leider öfters bei der Stadtplanung – vor lauter chic werden die Menschen vergessen, die mit dem dahingeplanten Zeug so leben müssen.

Ich fordere das Recht darauf, sich nass machen zu dürfen, ein! Freiheit für alle Brunnen! Benässungsfreiheit! Aber wie alle Freiheiten ist auch diese ein zweischneidiges Schwert. Ein Recht auf Selbstbenässung würde besonders gerne von Kindern in Anspruch genommen werden, deren Eltern dann auf ihr fragwürdiges aber durchaus nachvollziehbares Recht auf trockene Kinder pochen könnten.

Am anderen Ende des Marienplatzes befindet sich übrigens ein schrankenloser Brunnen, auch „Strand“ genannt, der jedoch nicht so schön spritzt. Langweilig!

Das Recht auf trockene Kinder
Geht vor die Hunde: Das Recht der Eltern auf trockene Kinder

_O1B8671_O1B8673-Bearbeitet

karte marienplatz

Übringens: Der Stuttgarter Marienplatz ist mit seinen unendlichen Weiten ein ungewöhnlicher Ort im tiefen Kessel von Stuttgart. Nirgendwo sonst darf die Sonne so ungehindert die Haut der Bürger braten. Über die Taklamakanwüste des Stuttgarter Südens könnte ich hier noch einige Geschichten erzählen, aber das heb ich mir für ein andermal auf.

Fotos: Martin Zentner / Google Earth

Analoge Katze, Mensch und Wald

Fotograf Calin Kruse, komplett unanalog mit Telefonkamera aufgenommen. Foto: mz

Gleich eine Woche, nachdem Peter Franck sein Atelier GLÜCKLICHUNDSCHOEN eröffnet hat, kommt schon die erste Ausstellung. Calin Kruse, der Herausgeber des wunderbaren dienacht-Magazins, das halbjährlich eine feine Auswahl an zeitgenössischer Fotografie und Illustration darbietet, zeigt eine Serie seiner eigenen Bilder. Schwarz-Weiß. Analog. Spontan. Roh. Bisweilen sogar sexi. Thea und ich sind mal hingegangen und haben uns das vor Ort angeschaut.

Knie beim Rasieren geschnitten und dann aufgekratzt. Foto: Calin Kruse

So wurde die Ausstellung angekündigt. Sehr poetisch, damit die Worte mehr als nur ein tausendstel Bild zu sagen haben:

No Real Time Info Available

vorsichtige Tritte auf zerbrochenem Glas, tappend durch die Nacht, sich ins Nichts vortastend

gebannt starren, sich spüren, und wittern

losgelöst, und wach

umgeben von wattiger, kühler Dunkelheit und Rausch und Neugierde und sanfte Bedrohung

durch klebrigen Staub und modriges Holz und spitzhackiges Gestrüpp und feuchte Erde und knirschende Steine

und die Dunkelheit, immer wieder die Dunkelheit.

Foto: Calin Kruse

Calin weiß, wie man sich im Netz verbreitet: Ein Katzenbild hat sich in die ansonsten eher von Modell Dafna Lazorrovitz dominierten Bilder geschlichen.

KATZE! Katzenfoto: Calin Kruse
WALD! Calin Kruse erfreut uns mit einem schattigen Waldbild.

Am besten schaut ihr euch die Bilder vor Ort an, sie hängen noch ein paar Tage bei Peter Franck im Altelier.

Fotograf und Nichtgalerist aber Aussteller Peter Franck. Das am Abend geschossene Foto von Peter sah nicht so prima aus, sodass ich einfach ein Selbstporträt von ihm genommen hab.

Atelier glücklichundschön
Rotebühlstrasse 109a
70178 Stuttgart

www.gluecklichundschoen.de

http://www.peterfranck.de/

Wer es nicht mehr dort hin schafft, schaut sich die Bilder im Netz an:

http://cargocollective.com/calin/No-Real-Time-Info-Available

https://www.facebook.com/media/set/?set=a.260134954091779.48120.100002858286267&type=3

http://cargocollective.com/calin

PS:

Das dienacht-Magazin lohnt sich, es zu besorgen. Es ist klein, fein und macht nicht arm.

dienacht, das Magazin von Calin Kruse. http://www.dienacht-magazine.com/

Ich bin wir


Für ein Wesen wie mich, dass sich durch die Kanäle der Social Medias bewegt wie andere auf der Straße ist Social Media Art natürlich faszinierend. Ein besonders interessantes Projekt ist mir da ca. 50 Meter materiellen Raumes entfernt von jenem Ort, den ich mein Heim nenne, begegnet. In der a+gallery in Stuttgart stellte der Künstler Wolf Nkole Helzle, sein Projekt vor: „I am we_interactive image“.

Das Ganze ist so eine Art Fototagebuch, bei dem jedes angemeldete Mitglied für jeden Tag in einem Kalender ein Bild hochladen kann. Die so zusammen getragene Bilderflut wird dazu genutzt, Mosaikbilder der Profilphotos von Teilnehmern zu erzeugen.

Das schattige Profilbild von Karin Rehm ist Vorlage für ein Mosaik aus Bildern von I am we.

So kann man sich selbst über andere verwirklichen, wird Teil eines Kunstwerks, ist eins und besteht aus vielen.

Die Mitglieder sind international und kommentieren die Bilder emsig gegenseitig und erfreuen sich darüber, dass aus der Masse ihrer Arbeiten wiederum neue Bilder geschaffen werden. Damit die so geknüpften virtuellen Bekanntschaften sich materialisieren können, gibt es das erste internationale Nutzertreffen mit Ausstellung in der a+gallery in Stuttgart vom Freitag, dem 13. Juli bis Sonntag dem 15 Juli. An den ersten beiden Tagen treffen sich die Mitglieder, am Sonntag um 11 Uhr wird dann die Ausstellung eröffnet, in der Mitglieder der Plattform Arbeiten vorstellen.

So auch die Künstlergruppe Schattenwald. Karin Rehm hat ihr Tagebuch mit ihren Schattenbildern gefüllt, Martin hat die Porträts, die er von mir gemacht hat, chronologisch angeordnet beigesteuert. Zur Ausstellung tragen sie mit drei Arbeiten bei, die sich aus einer Mischung aus virtueller und materieller Technik zusammensetzen und das Thema der I am we-Plattform aufgreifen. Karins Alter Ego Thea Schattenwald und ich sind Modell dafür gestanden, mehr erzähl ich dazu aber nicht, es soll sich schließlich lohnen, am Sonntag in einer Woche dort hin zu kommen!

www.helzle.com

www.interactive-image.org

a+gallery
Olgastrasse 138
70180 Stuttgart
+49 711 5044 9648

aplus-gallery.com
www.facebook.com/a.plus.creativespace

www.schattenwald.eu

Die Ausstellung läuft vom 15. Juli bis zum 15. August 2012

Unter Frauen

Dass ich als Virtuelle nicht so einfach wo aufkreuzen kann, sollte jenen, die mich kennen, schon klar sein. Ich brauch dazu immer fleischliche Helfer, die es verstehen, den materiellen Raum mit ihrer Präsenz  zu füllen, die mich zeichnen, die für mich die Maus schieben und andere eher greifbare Dinge erledigen, die meinen Gedanken Form geben können. Meine letzte Beteiligung an einer Ausstellung war mal wieder so ein Fall: Im Frauenkulturzentrum Sarah im Stuttgarter Westen gab’s die Ausstellung „Kompromisslos oben bleiben“, die sich dem kreativen Widerstand gegen das Großprojekt Stuttgart 21 widmete. Passt!, dachte ich mir, hab ich doch einen nicht geringen Teil meiner Kreativität für das Stänkern gegen den lokalen Größenwahn eingesetzt, Lochinitiativen gegründet und wie die Wilde gebloggt. Normalerweise ist das mit den Ausstellungen ja kein Problem, ich sag einfach meinem Zeichner er solle meine Arbeit ausdrucken, rahmen und aufhängen und am besten noch die Rede halten. Hier jedoch gab’s ein kleines Problem: Ins Frauenkulturzentrum dürfen, wie der Name schon sagt, nur Frauen rein – ein Kriterium, an dem er scheitert. Aber wer sagt eigentlich, dass mein Zeichner immer alles für mich tun muss? Es ist sowieso höchste Zeit, dass ich mich von ihm mal emanzipiere. Da kam’s mir sehr zu pass, dass meine liebe Künstlerkollegin Karin Rehm dort auch ausstellt. Nicht nur, dass einige Arbeiten von uns gemeinsam erstellt wurden, sie ist auch erfahren in der Virtuelleninkarnation, da sie die materielle Vertreterin meiner Freundin Thea Schattenwald ist. Da ich gebeten wurde, eine Eröffnungsrede für die Ausstellung zu schreiben, habe ich dies auch getan und Karin mitgegeben. Der Abend hatte eine wunderschöne Stimmung, doch schaut euch die Bilder am besten selbst an. Ein paar der Bilder sind auch von der Finissage.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Die Rede, die Karin für mich gehalten hat:

Liebe Gäste, Es waren gute Argumente, die mich motivierten, politisch zu werden – und zwar jene guten Argumente für Stuttgart 21, die angeblich überwiegen sollten. „Es stimmt, dass ein Teil des Schlossgartens über Jahre hinweg Baustelle sein wird. Es stimmt aber auch, dass in einer Großstadt Baustellen für den Erneuerungswillen ihrer Bürger stehen.“ Das war im Juni 2010. Wer erinnert sich noch an die Kampagne? Mir liegt sie zu schwer im Magen um sie verdaut zu haben. Zuvor verfolgte ich das Widerstandstreiben mit Sympathie, beschränkte mein Engagement jedoch auf die Initiative Loch 21. Bislang dachte ich ja, meine fachliche Unkenntnis wäre ein schlechte Basis dafür, mein Maul zum Thema aufzureißen. Aber mit dieser Verdummungs-Kampagne wurde mir klar, dass Sachlichkeit in der Bahnhofsdiskussion dünn gesät war. Meine Hemmung, mich einzumischen, schwand. Ich fing an, mich in meinem Blog für das Thema zu engagieren. Der Zuspruch vieler Leserinnen und Leser bekräftigte mich. Der Widerstand kam im Sommer 2010 so richtig in Fahrt und brachte mehr Leute auf die Straße als die derzeitige Fussball-WM. Ich war begeistert vom kreativen Reichtum des Widerstands – man bedenkte den Bauzaun – und trug meinen Teil dazu bei. Am 30.9. änderte sich die Stimmung, wurde verbitterter und ernster. Mappus wollte Bilder schaffen als er die Polizei dazu veranlasste, mit aller Härte gegen Demonstranten vorzugehen. Er wollte den Widerstand provozieren, um ihn als militant darzustellen. Er scheiterte an unserer bedingungslosen Friedlichkeit. Wir schafften es ein Gegenbild zu erzeugen, welches dem Ministerpräsident letztendlich das Genick brach. Spätestens da wurde klar, dass es im Streit um den Tiefbahnhof nicht um Leistungsfähigkeit oder Kosten ging, sondern um Bilder.

Im Herbst folgte die sogenannte Schlichtung und sollte Sachlichkeit vortäuschen.  Dort schlugen sich die großen Köpfe der Befürworter und Gegner – übrigens alles Männer außer Gönner und Dahlbender – die Argumente um die Ohren und lenkten von grundsätzlichen Fragen ab. Wie zum Beispiel der Frage danach, wer das eigentlich alles bezahlen soll oder ob ein milliardenteurer Bahnhofsneubau – K21 oder S21 – überhaupt notwendig sei. Die Kreativität des Widerstands zeigte sich ein weiteres Mal vor der Landtagswahl, in der es galt, das wahre Gesicht von Mappus zu zeigen. Das ist uns gelungen, die CDU musste nach 58 Jahren Herrschaft den Posten räumen, die Grünen Protagonisten des Widerstands standen plötzlich in der Regierungsverantwortung. Sie waren nun gezwungen, eine landesweite Volksabstimmung durchzuführen, die so ausgelegt war, dass die Projektgegner kaum eine Chance hatten, sich durchzusetzen. Auch hier sollte wie bei der Schlichtung Demokratie vorgetäuscht werden, und dieses mal ist es ihnen gelungen. Und wieder versuchte der Widerstand, mit all seiner Kreativität die Argumente gegen das Großprojekt unters Volk zu bringen und fuhr dabei mit Bussen durch das Land. Dem steuersubventionierten Wahlkampf der Befürworter stand eine Truppe Ehrenamtlicher mit viel Kreativität und wenig Geld entgegen. Die Befürworter ließen sich erst gar nicht auf die Sachebene ein und führten einen emotionalen Wahlkampf, der es schaffte, viele Bürger gegen den Ausstieg aus der Finanzierung des Projektes zu stimmen. Also letztendlich für Stuttgart 21. Und das wird jetzt, wie es scheint, auch gebaut. Hat der Widerstand versagt?

Wir haben es nicht nur geschafft, die CDU-Herrschaft zu beenden. Wir haben auch für ein neues Bewusstsein vieler Bürger gesorgt. Viele apolitische Bürger wie ich wurden aufgeweckt, haben sich vernetzt, wurden kreativ und haben sich engagiert. Auch wenn wir keine Chance gegen das Kapital hatten, das hinter Stuttgart 21 steht, haben wir eine gehörige Menge soziales Kapital aufgebaut, dass man uns nicht nehmen kann. Es sind die Freundschaften, die wir geschlossen haben, die Erlebnisse, die uns verbinden, es ist das gemeinsam gewachsene Bewusstsein, dass wir eine Stimme haben und gehört werden wollen. Der Widerstand hat unsere Kreativität geweckt und es uns ermöglicht, sie zu nutzen. Ein Abend wie dieser hier ist für mich Grund genug zu sagen: Der Widerstand hat nicht versagt.

Fotos: Karin Rehm,
Titelillustration: Martin Zentner,
Vorlage für Titelillustration: Julia Doebele,
Hintergrund Titelillustration: Karin Rehm

Nanostrukturnagellack

Neue Fotos von Frank und Steff über eine wunderschöne Zukunft. Den Text hab ich geschrieben:

The bliss of nanostructure nail varnish

For some it ‘s menacing, but the Dautrys have decided to embrace the bliss of progress. „If you can’t stop it, utilize it!“, as Marie II likes to say. Raoul looks toward a radiant future, where sorrows of the past will long be forgotten. Meanwhile Marie I simply adores the delicate reflections on her nanostructure nail varnish.

Models: Jelena, Marie & Andrew
Haare/Make-Up: Rahel Täubert
Styling: Fidan Baran

Grab mit!

Die Galerie lebt wieder! Erst vor kurzem habe ich Karin in unser Galeristen-Team mit aufgenommen, und schon machen wir unsere erste offizielle gemeinsame Ausstellung. Nun gut, ohne sie wäre die letzte Ausstellung nie zu Stande gekommen. Diesmal zeigen wir was in eigener Sache, denn es geht um mein Treiben im Widerstand gegen Stuttgart 21. Da ist natürlich das größte Thema die Initiative Loch 21, wozu es auch neue Sachen zu sehen gibt – und zum mitmachen! Ihr dürft euch – zumindest virtuell – bei der Verlochung unserer Stadt beteiligen. Es wird schöne Buttons geben und hoffentlich einen netten Abend mit viel Spaß. 

 

Ausstellung: Grab mit! Dora und der Widerstand. 

Vernissage: 

 

Montag, 14. November 2011
ab 19 Uhr
Unser Pavillon, Mittlerer Schlossgarten, Stuttgart

Verlassen der Materialität

Vorgestern war ich mal wieder in der xsGallery, bei deren Eröffnung ich damals eine Ausstellung machte. Diesmal wurde ein Fotograf angekündigt, der etwas vom Verlassen der Materialität in seiner Ankündigung (siehe unten) schrieb. Da ich selbst dort immer noch nicht angekommen bin, interessiert mich das Thema natürlich. Also: Nichts wie hin. Die Bude und die davor liegende Straße sind zum Bersten voll, drinnen spielt schon eine kleine Band (eine Bigband hätte da wohl kaum Platz drin), die sich Wohoo! nennt, aber nicht so klingt.

Wohoo! machen Musik.

Schnell ein Bier holen und raus aus dem Gedränge, Bilderschauen muss warten bis sich das Ganze etwas leert. Draussen treffe ich den Künstler: Matthias Kaiser, ein junger Fotograf, der hier seine erste Ausstellung macht.

Matthias Kaiser, hier ganz materiell.

Er zeigt mir seine Bilder, in denen er Menschen in ihrem Alltag fotografiert hat. Fast ihrem Alltag, den sie hängen schwerelos über dem Boden. Befremdlich und faszinierend, das Verlassen der Materialität halt. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich die Bilder heute oder morgen vor Ort anschauen (Heute von 19:00 bis 23:00, morgen von 14:00 bis 18:00). An der Wand wirken sie noch einiges schöner als auf dem Schirm. Für jene, denen der Sprung in die Materialität der Ausstellung verwehrt bleibt, habe ich die Exponate hier in digitaler Form.

Gleich das erste Bild, dass ich sehe kommt mir bekannt vor. Schauspieler Lukas wohnt im selben Haus wie ich, jetzt darf er über der Bühne schweben.
Ein alter Ofen der ehemaligen Sandwichbar zeigt ein Bild eines Ortes, an welchem Sandwichzutaten feilgeboten werden.
Erleuchtet am Badesee: Licht und Schatten wollen nicht ganz zusammenkommen.

Matthias in eigenen Worten:

Alltag.
Gleiche Muster, Rhythmen, Abläufe.
Rituale oder doch nur Arbeitstrott?
Freizeitspaß oder Beschäftigung?
Der Mensch als Gewohnheitstier kommt immer wieder zu den gleichen Plätzen zurück, macht die gleichen Sachen, muss sie tun.
Manchmal aber ist er nicht bei der Sache und verlässt diese Welt.

Tankar (schwedisch für Gedanken) visualisiert das Verlassen der Materialität.

 

https://www.facebook.com/tearoom.xsGallery

http://www.xsgallery.com/

http://www.matthiaskaiser.biz/ 

Entdeckung der Langsamkeit

Wir Stuttgarter können alles außer Hochdeutsch, zum Beispiel Porsche bauen. Das kann der österreichische Künstler Hannes Langeder auch. In Sachen Emission und Leichtbau ist er uns sogar um Längen voraus. Sein Ferdinand GT3 RS wiegt keine 100 Kilo und lässt einen den Luxus der Langsamkeit erleben. Wer wie ich an einer inoffiziellen Porscheteststrecke zur Erprobung von Motorenlärm beim Berghochfahren (Immenhoferstraße) lebt, weiß dieses Fahrzeug zu schätzen!

ferdinand.johannes-l.net

Zuvor erschienen bei brezel.me

Plastische Erörterung der Bahnhofsbesitzfrage

Ich freu mich schon auf die Ausstellung am Montag in unserem Pavillon. Da war ich auch gestern kurz und habe gehofft, ich kann was beim Aufräumen helfen. Pavillonistin Karin hatte aber alles im Griff, ich stand dumm rum und hab den Künstler kennen gelernt, der die letzte Ausstellung gerade abbaute. Nicht nur, dass mich seine Arbeit eh schon beeindruckt hatte, er stellte sich auch als angenehmer Zeitgenosse raus, der hier vorgestellt gehört.

Ausgestellt hatte der Künstler Peter Schmidt ein Bahnhofsmodell, dass  im Rahmen des Bahnjahr 2010 Nürnberg er- und ausstellte. Das Thema: „Wem gehört der Bahnhof?“. Umwerfend die Detailverliebtheit die er beim plastischen Erörtern der Besitzfrage zeigt. Man kann sich im Modell verlieren und findet immer neue Anspielungen und Zitate. Ich will nicht lang rumschwafeln, schaut euch die Bilder vom Modell selbst an. Leider schreib ich zu spät darüber, denn jetzt kann man das Modell im Pavillon nicht mehr sehen. Pech gehabt.

http://www.oma-maier.de/

Zwischen den Zelten

Es wurde ja auch höchste Zeit! Das Brachliegen meiner Galerie war mir eh ein Dorn im Auge, jetzt hab wieder was am Start. Diesmal geh ich aus dem Haus, in den Stuttgarter Schlossgarten. Dort steht „Unser Pavillon“, der einst als Camera Obscura den Bahnhof abbildete, jedoch zum Veranstaltungs- und Ausstellungsort für den kreativen Widerstand gegen den angedrohten Erdbahnhof mutierte. Heute ist da immer was los, nette Freiwillige kümmern sich um Besucher, hören sich Schimpftiraden jener an, die lieber eine Baugrube als die Zelte im Park hätten. Genau der richtige Ort und die richtigen Leute, um eine schöne Ausstellung zu machen.

Ausgestellt werden Fotos von Peter Franck und Frank Bayh & Rosenberger-Ochs, die die Zeltstadt im Park dokumentiert haben.

Montag, 5. September um 19:30
Unser Pavillon, Mittlerer Schloßgarten, Stuttgart

https://www.facebook.com/frankundsteff
https://www.facebook.com/peter.franck1

https://www.facebook.com/event.php?eid=107044349400516
https://www.facebook.com/pages/Unser-Pavillon/115978998485163

Bekannt aus dem Fernseher

Heute im Angebot: 28.4. ist Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz. Sicher ist, wer sich schöne Sachen anschaut ist glücklich, und wer glücklich ist bleibt länger gesund. Auch bei der Arbeit. Schöne Sachen: Morgen bei Marko Schacher in der Galerie stellt Udo Schöbel aus. Udo, den ich von der Galerieeröffnung als Musiker schon kenne, hat mir heute morgen im Café ein Kärtchen in die Hand gesteckt. Die Zeichnung drauf gefällt mir gut, es ist ein Bild aus einer Serie mit Porträts von Menschen, die man vom Fernsehen kennt. Ich hätte auch gerne ein Porträt von Udo, aber da muss ich wohl noch mein Promistatus von virtuellem Stuttgarter C-Promitum auf was Höheres aufboren, sonst wird das nichts.

Auch zu sehen: François Chalet. Hingehen!

Die Ausstellung findet ist übrigens eine Kooperation mit dem 18. Internationalen Trickfilm-Festival Stuttgart 2011, über welches ich hier nächste Woche umfassend Bericht erstatten werde.

Hier noch Informationsgedöns zur Galerie: 

Schacher – Raum für Kunst

Inhaber: Marko Schacher 
Galerienhaus Stuttgart
Breitscheidstr. 48
70176 Stuttgart

Tel.: +49 (0) 711 656 77 068
Fax: +49 (0)  711 656 77 059
mobil: +49 (0)162 40 37 512
info[at]galerie-schacher.de

Geöffnet: Di-Fr 14-19 Uhr, Sa 11-16 Uhr

Lügenaustausch

Meine erste Ausstellung ist überstanden! Ich habe sie gefilmt, aber dann doch etwas zusammengerafft, weil’s sonst etwas mühselig wär 8 Stunden einfach so anzuschauen.

Für alle die nicht da waren: Der Raum war mit über 500 gelben Post-Its vollgeklebt, auf die ich Gedanken und andere Lebenslügen notiert hab. Wenn jemand einen Gedanken haben wollte, um ihn zum Beispiel in die eigene Lebenslüge zu integrieren, konnte er oder sie ihn mitnehmen. Aber nur, wenn ein eigener Gedanke dafür auf einem blauen oder grünen Zettel hinterlassen wurde. So hat sich der Raum im Laufe des Abends verändert, die Gedanken wurden ausgetauscht.

Den Film kann man auch in HD anschauen, dann ist er am schönsten.

Psychedelisches Kraut

Ich hab grad meine Ausstellung vom letzten Wochenende wieder abgebaut. Nachdem ich einen Einblick in meine Psyche gegeben habe zeigt der nächste Ausstellende in der xsGallery psychedelische Bilder. Uwe Büchele, der Mitbegründer und Cover-Gestalter des Psychedelic-Rock Bootleg Labels „praekraut pandaemonium“, stellt nicht nur seine Arbeiten aus, er legt auch die passende Musik auf den Plattenteller. Wer will, kann vorher gerne Pilze essen, muss es aber nicht. Die Bilder wirken auch nüchtern.

Uwe Büchele | psychedelic underground
Vernissage / Finissage:
Freitag 15. April 2011, 19 Uhr
xsGallery, Rotebühlstraße 109a
www.xsgallery.com

Doras Lebenslüge

Ich bin schon ganz aufgeregt. Am Freitag mach ich kurz entschlossen meine erste Ausstellung – nicht als Galeristin sondern als Künstlerin. Die xs Gallery ist eine winzige ehemalige Sandwichbar in der Rotebühlstraße (direkt neben der Rosenau), in der ich 16 Quadratmeter Platz hab, um mein aufgeblasenes Ego abzubilden.

Ich sammle grad meine Gedanken und werde sie dann dort ausstellen und mit euren austauschen. Am Samstag ist dann auch schon wieder Finissage. So schnell kann’s gehen. Gedanken sind flüchtig.

Veranstaltet wird das Ganze vom Tearoom e.V..

Schöne Frauen und der tote Winkel des Rechtsstaats

Damit wir nicht vergessen, welch inoffizieller Staatsform unser Ländle seit dem 30.9. gefühlt angehört, erinnern uns ein paar Damen und Herren stets daran. Bei Demos gegen den unliebsamen Erdbahnhof kleiden sie sich in Memoriam an die schwarze Bande, die im Auftrag der Regierung und zum Wohle der Bahn AG im toten Winkel des Rechtsstaates unliebsame Protestler vermöbelt haben. Eine von ihnen ist Hannelore, die mir das hier gezeigte Bild zum Geburtstag angefertigt hat. Sie hat sich digital verdort und mir somit ihre greifbare Existenz dazu geliehen, mal mit dabei zu sein.

Wenn Hannelore sich mal nicht gegen die Machenschaften unseres rüpelhaften Landesvaters und seiner Tunnelfreunde einsetzt, trifft man sie auf Vernissagen in unetablierten Galerien, die einen viel schöneren Untergrund ergeben als ein verbuddelter Hauptbahnhof. Mit ihrer Kamera dokumentiert sie alles und schafft somit ein schönes Abbild der lebendigen Stuttgarter Kunstszene. Um so größer meine Freude, dass sie bei meinen Ausstellungen stets zu Gast war. Schaut die Bilder durch, vielleicht findet ihr ja mich auf einem 😉

https://picasaweb.google.com/HanneloreKober
http://picasaweb.google.com/KarinKober
http://picasaweb.google.com/LoriaKober
http://www.youtube.com/user/HanneloreKober
http://www.google.com/profiles/HanniKober

Weil Hannelore so eine schöne Frau ist, muss ich sie hier zeigen. Das Foto habe ich aus ihrer eigenen Webgalerie gemopst.