Küssende Saurier

Verreisen macht Spaß, kostet aber Geld, Zeit und bei Fernreisen Kerosin. Drum verreise ich gerne virtuell, per Google Earth. Um’s spannender zu machen lass ich den Zufall mitreisen. Dazu zoome ich in Google Earth weit raus, sodass ich den ganzen Erdball sehe. erde Jetzt schucke ich die Erde richtig schnell an. Dabei ist es wichtig, dass man das Programm* so einstellt, dass sich die Erde ohne Unterlass weiter dreht und nicht abbremst. google-earth-einstellungen Dreht sich die Erde nun wie wild, platziere ich den Mauszeiger auf der Mitte und mache die Augen zu. Wenn mir danach ist, klicke ich und zoome mit dem Mausrad so nah wie möglich ran.  Augen auf und Überraschung! Zu 71% ist die Überraschung doof: Man ist mitten im Meer gelandet. Also: Noch mal von vorne.

01-Gobi

Meine erste Reise geht auch ins Wasser, beim zweiten Versuch geht’s in die Innere Mongolei, in die Wüste Gobi. Zum großen Glück lande ich auf einer Piste nördlich der Stadt Erenhot. Bekannt ist dieser Ort dafür, dass auf der Transmongolischen Eisenbahn dort die Fahrgestelle der Züge getauscht werden, da die Chinesen eine andere Spurweite haben.

Da in Erenhot einige Dinosaurierknochen gefunden wurden, gibt’s dort Haufenweise Sauriermodelle. Das Highlight: eine Brücke aus zwei sich küssenden Saurier über eine Straße. (Foto: Phil MacDonald) Mein Tipp: Selbst per Google Earth verreisen, Bildschirmfoto machen und als Postkarte ins Facebook stellen. Dazu gerne noch was über den Ort oder die Region schreiben.  Das ist zwar nicht ganz so glamourös wie selbst vor Ort sein, aber eine umwelt-, geld- und zeitfreundliche Alternative.

PS: Mit dem Auto müsste ich immerhin 100 Stunden fahren, um nach Erenhot zu kommen. Mit dem Zug kommt man aber recht einfach dort hin. Einfach nach Moskau fahren, in die Transsibirische Eisenbahn umstiegen, in Ulan Ude in die Transmongolische Eisenbahn Richtung Peking umsteigen und dann in Erenhot aussteigen. Aber virtuell geht’s halt noch einfacher.

*Programm:  So hat man früher Apps genannt.

500

3a92169531a9c8a80133f944cb8d34ee_image_document_xxl-2Ich habe mal nachgezählt: Dies ist der fünfhundertste Artikel, den ich in diesen Blog hier rein schreib. Ich trage hier mal mit meinen Lieblingsartikeln, die mindestens ein Jahr alt sind, zur Informationsflut bei. Wer im Lotto eine Vorratspackung Zeit gewonnen hat und nicht weiß, wie er Todschlag an ihr begehen soll, darf sich gerne durchklicken.  Allen anderen empfehle ich einfach so mal einen Link zu klicken und dann doch alle zu lesen.

Dorische Tipps für die Suche nach Glück:
Über die Unart halbe Schokoladentafeln zu essen

Hier hüpfe ich auf verschiedene Metaebenen und erfinde das Konzept des Abstraktionsbalast:
Der Boden des Konkreten

Ich rechtfertige mich dafür, keine Rechtfertigung zu haben:
Rechtfertigungspaste

Hanebüchene Theorie zum Thema Katze:
Die Verkatzung des Netzes

Über den Segen des grundlosen Glücks:
Grundlos glücklich

Selbstgemachte, total wahre Verschwörungstheorie zum Erdbahnhof:
Geheimnisvoller Fernsehturm

Hier habe ich die Idee zur Initiative Loch 21 veröffentlicht und bin erstmalig auf politische Themen eingegangen:
Inverser Turmbau zu Babel

Nette Fußballanalogie zur Schlichtung bei Stuttgart 21:
Schlichtungsspiel

Meine erste Begegnung mit „the Hoff“:
I’ve been looking for David

Gefährliches Interview mit Chuck Norris:
Die 71 wird Chuck Norris

Dorische Ideen zur Steigerung der Flugsicherheit:
Gefühlte Sicherheit

Über meine Existenz als widersprüchliche Geschichte:
Roter Fadenknäuel

Und zu guter Letzt: Der erste Artikel, mit dem am 4. Mai 2007 alles angefangen hat:
Hallo Welt!

Nette Reiseberichte:
Reise nach Sardorien
Tokyo, mon armour

Warum ein Stadtteil von Stuttgart so heißt wie ich:
Namenspate dan Weltrevolution

Warum Justizvollzuganstalten anders benannt werden sollten:
JVA Asemwald

Ein Plädoyer für die Lebenslüge:
Besser leben mit Positiver Lebenslüge 

Noch mehr Lebenslügen:
Besser in die Tasche lügen mit Dora

Und noch eine Lüge obendrauf:
Mal ehrlich gelogen …

Über den Sinn des Scheiterns:
Scheiterhaufen

Ernsthafter Artikel über das Internet und was da so geschieht und geschehen wird:
Virtuelle Identität

Ein Besuch auf dem Slayer-Konzert und über den Sinn von Todesmetall:
Tod und Teufel

Warum man über’s Wetter reden muss:
Dora redet vom Wetter

Lebt gefährlich!
Don’t be a maybe

Erster Artikel für einen Protestkochblog:
Der Kessel kocht: Flambiertes Pfefferspraysteak

Und dann noch eine Verteufelung von Kochblogs per se hinterher:
Pixel machen auch nicht satt

Hier elaboriere ich so vor mich hin:
Machwerk überteuerter Fremdwörter

Wie virtuell ist das materielle Leben?
Avatar – Profil 1:1

Die Geschichte meiner Frisur:
Das Mirielle Mathieu Trauma

Ich war jung und schiss auf das Geld: 
Mein erstes Auto

Geschichte von einem gescheiterten Jahreswechsel:
Verheult im Pippi-Kostüm

Totaler Blödsinn:
Was den Kürbis pflegt, mundet der Dora

Dorischer Klugschiss zu Grundsätzlichen Fragen des Seins: 
Glauben, Wahrheit und der reinkarnierte Wurstgott

Noch mehr Klugschiss zu Tätowierungen und so: 
Gestochene Identität

Klassische Medienschelte: 
Dora diskutiert über Deutschland

Kapitalismusschelte:
Abwrackprämie für’s Büro

 

Internet bekleben verboten

schaltkastenkontrollgerät

Kennt man ja: An allen Ecken und Enden der Straßen stehen so geheimnisvolle graue Kästen, auf denen meistens „Bekleben verboten“ steht. Und vielleicht noch ein paar Zahlen. Ab und an schauen Fachleute in die Eingeweide dieser Kästen, in denen tausende von Kabeln spaghettiesque verwirrwarrt sind und schrauben darin herum. Ich habe eine Vermutung: In den Kästen steckt das Internet. Sie sind die Ausläufer des Spinnennetzes des World Wide Web. So wie Pilze, die die Fruchtkörper ihres Mycels sind, dass den Boden des Waldes durchwächst und vernetzt. Hier wird die Datenwelt greifbar!

Einer der Techniker hat wohl sein Kontrollgerät auf dem Kasten neben meiner Galerie stehen lassen. In einem unbeobachteten Moment gebe ich meiner Neugier nach und drücke ahnungslosigkeitsbedingter Wahllosigkeit dessen Tasten.  Es passiert: Nichts. Zumindest nichts, was ich hier bemerken würde. Hoffentlich habe ich jetzt nicht das Internet verwirrt oder gar kaputt gemacht.

PS: Liebe Marianne, ich hoffe, dass dein Internet jetzt nicht schon wieder kaputt ist. Das täte mir leid. Kannst gerne meins benutzen, das tut noch.

Surfen mit Wodka Martini

james-bond001Da hat die olle Petze Snowden ganz schön was angerichtet! Was  einfach so gemacht wird und wovon jeder weiß, dass es einfach so gemacht wird, aber keiner darüber reden soll, dass es einfach so gemacht wird ist jetzt genau da, wo es nicht hin soll: in den Medien. So lange das Bild geheimdienstlicher Arbeit von Doppelnullagenten geprägt war, die im Alleingang jene zu Fall brachten, die die Welt unterjochen wollten, war alles noch in Ordnung.  Der James Bond von heute trinkt seinen Wodka Martini hinter einem Bildschirm und durchforstet die Welt der globalen Kommunikation. Das Liquidieren von Schurken überlässt er seinen Drohnen, die er lässig mit dem Joystick durch Krisengebiete navigiert. Aber Obacht: Er überwacht dabei nicht nur das Treiben seiner Antagonisten der Terrorbande SPECTRE, sondern jeden von uns. Auch dich!

Für den Wahlkampf unserer Regierenden kommt das Thema etwas ungelegen. So richtig empören, wie es die Wähler erwarten, kann man sich ja nicht, wenn man selbst Dreck am Stecken hat. Das darf nur die Opposition. Vorausgesetzt keiner fragt nach, was sie davon wussten, als sie noch selbst an der Regierung waren. Da hilft nur Muttis Trick: Ruhe bewahren,  abwarten, Fresse halten.

Der Trick funktioniert meistens. Nachdem sich das Volk einem kurzen Empörungszyklus hingegeben hat, kommt todsicher der nächste Skandal. Es kapiert eh kaum einer, was an der Sache denn so schrecklich sein soll. Spionage verhindert immerhin Terrorismus und der unbescholtene Bürger hat ja nichts zu verbergen, oder? Und sowieso: Bei Facebook gibt doch eh jeder alles von sich preis. Freiwillig! Die Datensammelwut der Geheimdienste schränkt das Bürgerglück nicht merklich ein. Also wieso dieses ganze Bohei?

Die Gefahren einer umfassenden Überwachung sind nicht sonderlich plakativ. Keine Riesenlaser versuchen die Hauptstädte der Welt in Schutt und Asche zu legen. Welch gefährliches Machtinstrument Überwachung sein kann, sollte eigentlich einer wissen: Bundespräsident Gauck hat sich einen Namen dadurch gemacht, dass er einst mit seiner Behörde 175 Regalkilometer Akten der Stasi-Überwachung  aufgearbeitet hat. Seine Empörung galt der Tatsache, das Snowden gepetzt hat. Gegenüber der Total-Überwachung zeigte er sich schon viel verständnisvoller. Merkel wog bei ihrer #Neuland-Rede Sicherheit mit unbeschwerter Nutzung der neuen technischen Möglichkeiten ab. Das Wort Freiheit ist ihr erst bei späteren Äußerungen zum Thema über die Lippen gekommen.*

Freiheit ist ein weitaus komplexeres Konzept als Sicherheit. Sie hört da auf wo die des anderen anfängt und ohne Sicherheit kommt sie schon gar nicht aus. Die Dialektik zwischen Freiheit und Sicherheit ist philosophisch hartes Brot und überfordert wohl den einen oder anderen. Wenn man erkennen will, welche möglichen Folgen aus der Totalüberwachung entstehen können, muss man sich schon mal ein bisschen mit der Materie auseinandersetzen. Unzählige Journalisten machen genau das, empören sich (zu recht!), rücken den Regierenden auf den Pelz. Und prallen ab.

Mit ein bisschen Geduld und Beschwichtigungen wird sich auch dieses Thema im Themenendlager zum Rinderwahn und den Pussy Riot-Mädels gesellen. Keine Sorge: Die nächste Krise kommt gewiss. Und dann interessiert es kaum einen mehr, was James Bonds Kollegen so interessiert. Hauptsache der große Bruder wacht über uns, während Terroristen unsere Unbeschwertheit bedrohen.

Ich hoffe, dass ich mich da täusche.

*Es ist erschreckend, dass sich die Netzgemeinde so über den leider ziemlich gut zutreffenden Ausdruck „Neuland“ echauffierte, und kaum einer bemerkte, dass sie die Gefahren der Überwachung auf verlorene Unbeschwertheit verniedlicht. Das hat Netzgockel Lobo schon gut kommentiert, weshalb ich mich dazu jetzt nicht mehr auslasse: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/kolumne-von-sascha-lobo-zu-prism-tempora-und-merkel-a-907477.html

Eugeln im Euronet

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Lange bekannt, jetzt offiziell: Amerikanische Geheimdienste bedienen sich freizügig an unseren Daten bei Google, Facebook und dergleichen. Wie alle Skandale löst auch dieser den Forder-Reflex bei Politikern aus. „Eigene Kommunikationstechnik aufbauen“ will Hans-Peter Uhl von der CSU, Dieter Wiefelspütz von der SPD meint:  „Wir brauchen europäische Angebote“. Warum die Amis schnüffeln lassen, wenn man’s auch selbst kann? Und wenn bis dahin das Merkel noch kanzlert, ist es ihr garantiert eine Ehre, Obama beim lauschen auf CC zu setzen. 

Ich stell mir jetzt mal ein staatlich oder gar eu-lich initiiertes Google (Eugel?) oder Facebook  vor. EU-Richtlinien für Profilbilder, EU-Norm-Tweets und ein Filter, der Bilder krummer, also mal gar nicht EU-tauglicher Gurken aus den Suchergebnissen streicht. Mal schauen, wann es das Euro-Net gibt, mit eingebautem Rettungsschirm. 

Ich forder jetzt auch mal was: Bitte liebe Politiker: Wenn der Forder-Reflex juckt, bitte erst mal die Tassen im Schrank zählen. 

Tipp: Einfach bei allen Mails Obama auf CC setzen, und das Merkel gleich mit dazu. Dann müssen sie nicht mehr so umständlich rumspionieren. 

president@whitehouse.gov

angela.merkel@bundestag.de

Soziales Mädchen in digitaler Gesellschaft

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Ich bloggiere jetzt schon seit geraumer Zeit aus meiner Heimat Stuttgart, und hab hier die einen oder anderen Bloggisten aus dem Kessel schon kennengelernt. Um mal zu schauen, was die Kollegen außerhalb so treiben, fahre ich morgen zur re:publica, der „Konferenz über Blogs, soziale Medien und die digitale Gesellschaft“ in Berlin. Für ein soziales Mädchen, dass bloggt und sich hauptsächlich in digitaler Gesellschaft aufhält, scheint das wohl ein Eldorado zu sein. Ich werde berichten …

Pixel machen auch nicht satt

Frau Asemwald kocht

Eigentlich versetzt mich das Darbieten von frisch Gekochtem in Blogs und auf Pinwänden in Furcht und Schrecken. Knurrenden Magens schieb ich die Maus über den Bildschirm, der nichts besseres zu tun hat, als einem mittels visuellem Reiz die Speichel- und Magensaftproduktion in die Höhe zu treiben. Unzählige Megakalorien werden ins Netz gepumpt und treten den Katzenbildern in Konkurrenz. Das Schlimme daran: Pixel machen  nicht satt, nur der Gang in Küche oder Gastronomie hilft. Mal schauen, wann Foodblogs als signifikanter Faktor für Adipositas erkannt werden und nur noch mit Warnhinweisen veröffentlich werden dürfen. Ich bin froh, als Virtuelle den Folgen diesen fleischlichen Lasters nicht ausgesetzt zu sein.

Was treibt Leute – mich inklusive – dazu, den Blick in Topf und Teller der breiten Öffentlichkeit zu gewähren? Ist es die Zurschaustellung klassisch hauswirtschaftlicher Fertigkeit? Oder möchte man das Lebensgefühl der Bonvivants verbreiten und auf den eigenen ausgefeilten Geschmacksinn  aufmerksam machen? Schon eher. Nur wenige trauen sich ihr Toast Hawaii oder ähnlich Profanes zu publizieren. Es muss diffizil in der Zubereitung sein, ein halbes Küchenschnickschnack-Geschäft an Gerätschaften, die man regelmäßig von befreundeten Bonvivants zum Geburtstag beschert bekommt, müssen ihre Daseinsberechtigung erhalten. Man ist, was man isst. Und wer möchte schon das Image einer Currywurst verbreiten?

PS: Ich trage Teilschuld an der Foodifizierung des Netzes: Auch ich bin Miturheberin eines Kochblogs, bei dem derzeit jedoch der Ofen aus ist.

PPS: Cat content und Foodblogging könnte man auch kombinieren, würde aber für Empörung sorgen.

Kunst, Kitsch und Dora.

Dora von MarianneManchmal stolpere ich beim Katzenbildsammeln auch über was Tolles. Wie zum Beispiel heute: Marianne hat mich mal wieder gezeichnet. Mit Katze und Fernsehturm. Das gibt meiner Laune 5 Gefällt-mirs. Es ist ja auch langweilig, immer nur vom selben gezeichnet zu werden, ich freue mich über jede neue Perspektive auf das dorische Wesen.

Ich ruf mal ganz dreist auf: Zeichnet mich! Als Virtuelle bin ich ja auf solch bildgebende Maßnahmen angewiesen.

Übrigens: Marianne zeichnet nicht nur, sie bloggt auch: http://www.kokelores.blogspot.de/

https://www.facebook.com/MarianneKreichgauerKokelores

Kokelores – Kunst, Kitsch und Katzen ist der Titel ihres Blogs, der noch verkatzter daherkommt als meiner. Und das will was heißen. Sie darf auch in der Wohnung zweier lebender Exemplare wohnen und hat die Ehre, ihnen die Dosen zu öffnen.

Hier hab ich schon mal was über Marianne geschrieben:
https://asemwald.wordpress.com/2011/04/21/rendevouz-mit-dem-wasserwerfer/

PS: Gibts heut mal keins.

Ich bin wir


Für ein Wesen wie mich, dass sich durch die Kanäle der Social Medias bewegt wie andere auf der Straße ist Social Media Art natürlich faszinierend. Ein besonders interessantes Projekt ist mir da ca. 50 Meter materiellen Raumes entfernt von jenem Ort, den ich mein Heim nenne, begegnet. In der a+gallery in Stuttgart stellte der Künstler Wolf Nkole Helzle, sein Projekt vor: „I am we_interactive image“.

Das Ganze ist so eine Art Fototagebuch, bei dem jedes angemeldete Mitglied für jeden Tag in einem Kalender ein Bild hochladen kann. Die so zusammen getragene Bilderflut wird dazu genutzt, Mosaikbilder der Profilphotos von Teilnehmern zu erzeugen.

Das schattige Profilbild von Karin Rehm ist Vorlage für ein Mosaik aus Bildern von I am we.

So kann man sich selbst über andere verwirklichen, wird Teil eines Kunstwerks, ist eins und besteht aus vielen.

Die Mitglieder sind international und kommentieren die Bilder emsig gegenseitig und erfreuen sich darüber, dass aus der Masse ihrer Arbeiten wiederum neue Bilder geschaffen werden. Damit die so geknüpften virtuellen Bekanntschaften sich materialisieren können, gibt es das erste internationale Nutzertreffen mit Ausstellung in der a+gallery in Stuttgart vom Freitag, dem 13. Juli bis Sonntag dem 15 Juli. An den ersten beiden Tagen treffen sich die Mitglieder, am Sonntag um 11 Uhr wird dann die Ausstellung eröffnet, in der Mitglieder der Plattform Arbeiten vorstellen.

So auch die Künstlergruppe Schattenwald. Karin Rehm hat ihr Tagebuch mit ihren Schattenbildern gefüllt, Martin hat die Porträts, die er von mir gemacht hat, chronologisch angeordnet beigesteuert. Zur Ausstellung tragen sie mit drei Arbeiten bei, die sich aus einer Mischung aus virtueller und materieller Technik zusammensetzen und das Thema der I am we-Plattform aufgreifen. Karins Alter Ego Thea Schattenwald und ich sind Modell dafür gestanden, mehr erzähl ich dazu aber nicht, es soll sich schließlich lohnen, am Sonntag in einer Woche dort hin zu kommen!

www.helzle.com

www.interactive-image.org

a+gallery
Olgastrasse 138
70180 Stuttgart
+49 711 5044 9648

aplus-gallery.com
www.facebook.com/a.plus.creativespace

www.schattenwald.eu

Die Ausstellung läuft vom 15. Juli bis zum 15. August 2012

5 Jahre Lebenslügen

Wenn das kein Grund zum wilden Feiern ist: Vor 5 Jahren, am 4. Mai 2007, habe ich diesen Blog hier begonnen. In meinem ersten Artikel hab ich mich erst mal vorgestellt:

Guten Tag, liebe Leser.
Mein Name ist Dora Asemwald und ich führe ein virtuelles Leben. Wer sich dafür interessiert, kann sich hier auf dem Laufenden halten.

Ich werde bisweilen gefragt, ob ich „echt“ sei. Das ist Ansichtssache. Ich jedenfalls halte mich selbst durchaus für real. Ich lasse mich gerne auf eine Diskussion über die Definition von Realität ein. Wer mich jedoch für eine Fälschung hält, soll andere Blogs lesen und mich in Ruhe lassen. Allen anderen wünsche ich viel Spaß im virtuellen Asemwald.

Liebe Grüße: Eure Dora

Seit dem sind über 400 Artikel dazu gekommen, seit Mai 2010 ist der Blog bei WordPress, welches emsig die Leser zählt. Fast 70.000 mal wurde seit dem der Blog oder ein Artikel angeklickt. Hier ein paar Geschichten aus der Statistik. Auf die Bilder klicken öffnet den Artikel.

Fast 10.000 mal Klicks gingen an den kleinen Artikel über ein peinliches T-Shirt. Der verpixelte Vollhorst hat Fotografen Martin Anner übrigens das Leben ganz schön schwer gemacht.
Mode scheint beliebt zu sein: Der zweitmeist gelesene Artikel meines Blogs mit 985 Lesern handelt von Rapid Prototyping Klamotten.
Am liebsten echauffiere ich mich darüber, für dumm verkauft zu werden. Der drittmeistgelesene Artikel mit 913 Lesern über total bekloppte Wahlplakate.
Platz 4: 719 Leser interessieren sich für Erdbahnhöfe, Protest und Parkschutz in Stuttgart.
Am meisten Ärger gabs mit diesem Artikel, und die zweitmeisten Kommentare (Platz 1: Tu ihn unten rein). Entsprechend hässlich ist die Illustration von mir.
Der längste Artikel: Reisebericht meiner Japanreise von 2007, den ich neu überarbeitet und zusammengefasst habe.
Der einzige gedruckt veröffentlichte Artikel (In der Kontext-Beilage der TAZ).

Meine fleisigste Kommentatorin: Puzzle, Platz 2: die leider verstorbene Lesende, Platz 3: Der Emil

Das häufigst geschaute Bild (Frank und Steff)
Der häufigst gelesene Artikel in meinem englischen Blog, den ich doch sehr vernachlässige.

Gibt es Leser, die auch einen Lieblingsartikel haben? Ich freue mich über Feedback!

Übrigens: Anfags war mein Blog bei blogger: asemwald.blogspot.de

Virtuelle Identität

Dieser Artikel ist zuvor in der Kontext Wochenzeitung erschienen, ist hier aber noch mal mit Links zu Quellen und weiterführenden Artikeln versehen. 

Die Musik, die wir hören, die Kleider, die wir tragen, die Bars, in die wir gehen – all das ist Teil unserer Identität, so nimmt man uns wahr. Weltweit und sofort, Internet sei Dank. Wir erschaffen unser Abbild in der virtuellen Welt, unsere Identität erweitert sich in soziale Netzwerke wie Facebook. Vor welche Herausforderungen stellt das unsere Gesellschaft, die kaum noch hinter den Entwicklungen des Internets herkommt?

Wenn Mark Zuckerberg, Gründer und Chef von Facebook, die neuesten Entwicklungen verkündet, lauscht die Welt. Kein Wunder: das soziale Netzwerk, bei dem sich vor Kurzem erst über 500 Millionen Menschen innerhalb von 24 Stunden einloggten, verändert unsere Gesellschaft nachhaltig. „Timeline“ nennt sich das neueste Feature, das auf der Konferenz F 8 im September vorgestellt wurde. Facebook will nichts weniger, als das Leben aller Nutzer von der Geburt bis zum Tod zu dokumentieren und in einem virtuellen Tagebuch zusammenzufassen.

Da kommt einiges zusammen, denn jeder Schritt auf Facebook hinterlässt Spuren, bildet unsere virtuelle Identität. Zum Glück kann man Unliebsames aussortieren und sich somit seine eigene Biografie zusammenschustern. Das Verlockende daran: befreit von der Last des physischen Körpers, kann sich dort jeder selbst neu erfinden. Wie nah das digitale Bild dem greifbaren ist, entscheiden wir zuerst mal selbst, denn Onlineprofile sind geduldig.

Kaum jemand ist ehrlich, wenn es ums eigene Gewicht beim Netzflirt geht. Schwierig wird es erst, wenn man den geschützten Raum des Webs verlässt und das Profil dem Vergleich mit der Realität standhalten muss. Manche wollen gar nicht erst ein Abbild ihrer selbst erstellen, sie genießen den Schutz der Anonymität. Sei es, um sich vor der Verantwortung ihres Handelns zu drücken oder sich vor Repressalien zu schützen.

Der Innenminister möchte ein digitales Vermummungsverbot

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hat im Anschluss an die Anschläge in Norwegen der Anonymität im Netz den Kampf angesagt. Es müsse gelingen, die geltende Rechtsordnung auch auf die digitale und virtuelle Welt zu übertragen, sonst versinke das Netz „ins Chaos der Gesetzlosigkeit“. Klarnamenzwang fürs Internet? Das lässt sich technisch nicht umsetzen und würde den unbescholtenen Surfer in falscher Sicherheit wiegen. Friedrich bedient dabei lediglich die Ressentiments jener, denen die Freiheit des Internets Angst einflößt und liefert einen weiteren Vorwand, die Meinungsfreiheit im Netz zu beschneiden.

Anonymität bietet auch Schutz. Niemand würde sich in einer Selbsthilfegruppe für heikle Themen mit seinem Klarnamen outen, insbesondere wenn regelmäßig Datenlecks vermeintlich Privates in die Öffentlichkeit spülen. In Ländern, die Andersdenkende verfolgen, ist die Anonymität für kritische Geister unabdingbar. Das kann natürlich auch nach hinten losgehen, wie die Geschichte der vermeintlichen Bloggerin Amina Arraf, die mit ihrem Blog „A Gay Girl in Damascus“ international für Aufsehen sorgte. Ihre klischeebehafteten Berichte aus dem unterdrückten Syrien bedienten genau das, was die Öffentlichkeit hören wollte.

Als sie vermeintlich entführt wurde, flog die Geschichte auf: Amina entpuppte sich als die Erfindung des 40-jährigen Langzeitstudenten Tom MacMaster aus dem schottischen Edinburgh.

Viele Jugendliche werden Opfer einer Cybermobbig-Attacke

Anonymität begünstigt verantwortungsloses Handeln. Unter falschem Namen kann man nach Lust und Laune pöbeln und belästigen. Sogenannte Trolle machen sich einen Sport daraus, Web-Foren und Diskussionen zu stören. Kommentarschlachten zu kontroversen Themen wie dem Großprojekt Stuttgart 21 nehmen teilweise groteske Formen an. Hässlich wird es, wenn gezielt Einzelne angegriffen werden. Laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker-Krankenkasse waren 32 Prozent der befragten Zwölf- bis 20-Jährigen bereits Opfer einer Cybermobbing-Attacke.

In einigen Fällen führte das zum Selbstmord von Jugendlichen, die dem virtuellen Druck nicht standgehalten haben. Die Anonymität im Netz muss verschwinden, so Randi Zuckerberg, die Marketingchefin von Facebook. Nutzer würden sich unter Nennung ihres eigenen Namens besser benehmen. Doch was ist, wenn sie unter fremden Namen agieren?

Eine große Gefahr für virtuelle Identitäten ist deren Diebstahl. So hat eine Hackergruppe namens The Script Kiddies am diesjährigen US-amerikanischen Unabhängigkeitstag den Twitterkanal von „Fox News Politics“ gekapert und verbreitet, US-Präsident Obama sei einem Attentat zum Opfer gefallen.

Pflicht zum Klarnamen schützt vor Schaden nicht

Viel beliebter bei Identitätsdieben ist jedoch der Missbrauch geknackter Nutzerkonten, um unter fremder Flagge mal ordentlich in Onlinekaufrausch zu verfallen. Ärgerlich für das Opfer: er oder sie muss für die Taten des Hackers erstmal geradestehen. Wie einfach es ist, in die Identität anderer zu schlüpfen, hat letztes Jahr der Hacker Eric Butler gezeigt. Eine von ihm erstellte Software erlaubte es auch Laien, ungeschützte WLAN-Netzwerke nach Zugangsdaten zu diversen Onlineplattformen abzuhorchen. Vor so etwas kann eine Klarnamenpflicht nicht schützen.

Google-Manager Eric E. Schmidt warnte letztes Jahr davor, dass die Gesellschaft grundsätzlich nicht auf die durch technische Entwicklungen ausgelösten kommenden Veränderungen vorbereitet sei. Nur der Verzicht auf Anonymität kann Missbrauch verhindern, jeder müsse für seine Aktivität im Netz verantwortlich gemacht werden können. Wie uneigennützig diese Warnung ist, sei dahingestellt: Google verdient sein Geld mit zielgenau platzierter Werbung, und für die ist Anonymität Gift.

Nutzerdaten sind die neue Währung im Netz. Umso genauer sie und somit das Konsumverhalten aufgeschlüsselt sind, desto wertvoller sind sie für Werbetreibende. Jeder Klick wird registriert und analysiert, das Bild potenzieller Kunden wird immer schärfer. Das hilft dabei, stets die passenden Werbebanner einzublenden. So kann man zum Beispiel ehemaligen Käuferinnen von Umstandsmode später Babynahrung anbieten. Die Konsumdaten werden derzeit noch anonym gespeichert, der Nutzer identifiziert sich über Cookies, kleine Dateien, die Internetseiten im Webbrowser ablegen.

Keine Kontrolle über den Großteil unserer digitalen Spuren

Auch außerhalb des Netzes werden Daten gesammelt: Laut Paypal-Chef Scott Thompson soll der Geldbeutel bis 2015 ausgedient haben. Das ist eine mutige Ansage, aber nicht ganz unwahrscheinlich, bedenkt man, wie schnell sich elektronische Zahlungsmittel ausbreiten. Google testet derzeit sein neues Angebot Google Wallet. Man bezahlt einfach mit dem Handy, das sich mittels NFC-Technologie (Near Field Communication) per Funk mit der Kasse kurzschließt. So werden wir beim Offline-Shoppen ebenso gläsern wie im Netz.

Wir können viel über unsere virtuelle Identität herausbekommen, doch was im Internet genau von uns bekannt ist, weiß niemand. Haben wir unser digitales Selbst überhaupt im Griff? Auf Plattformen wie Facebook können wir – technisches Know-how vorausgesetzt – noch entscheiden, wie unser eigenes Profil aussieht und wer es sehen kann. Doch ist das nur die Spitze des Eisbergs, über den Großteil unserer digitalen Spuren haben wir keine Kontrolle.

Die Abbildung der greifbaren Welt in der virtuellen schreitet voran. Smartphones wissen per GPS, wo sich ihr Nutzer gerade befindet und geben Tipps, was die Umgebung so zu bieten hat. Wir können überall auf die digitale Version unserer Welt zugreifen, sehen, welche Cafés sich in der Umgebung befinden, und lesen, was andere von ihnen halten. Onlinealben voll fremder Urlaubsfotos zeigen uns den besuchten Ort durch andere Augen, und wir können schauen, welche Bekannten sich gerade in der Gegend befinden. Unsere Bewegungsprofile erweitern unsere virtuelle Identität, binden sie an die physische Welt und machen uns noch gläserner.

Facebook scannt alle hochgeladenen Porträts biometrisch

Derzeit wird das Internet auf das neue Protokoll IPv6 umgestellt, welches die Anzahl der möglichen Internetadressen von zirka vier Milliarden auf 10 hoch 38 erhöht und es somit jedem Toaster erlaubt, uns online seinen Röststatus mitzuteilen. Einen riesigen Schritt zur Verschmelzung von materiellem und virtuellem Raum wird die biometrische Gesichtserkennung auslösen. Ein schnelles Foto, und Menschen aus Fleisch und Blut lassen sich mit ihren virtuellen Alter Egos abgleichen, egal unter welchem Fantasienamen sie im Netz unterwegs sind. Technisch ist das möglich, es wird an Flughäfen und bei der Strafverfolgung schon eingesetzt.

Facebook scannt beim Hochladen alle Bilder biometrisch und markiert auf Wunsch die abgebildeten Personen. Durch Gesichtserkennung mit der Handykamera könnten wir Leute auf der Straße biometrisch abgleichen und identifizieren. Da sträubt sich heute noch der Datenschutz dagegen, aber es ist letztendlich nur eine Frage der Zeit, bis das technisch Machbare auch eingesetzt wird.

In nicht allzu ferner Zukunft werden wir Geräte haben, welche die Realität um ihr virtuelles Abbild erweitern. Eine Kamera wird unsere Umwelt aufnehmen, das Gesehene identifizieren und virtuelle Zusatzinformationen anbieten. Die sogenannte Augmented Reality ist das Portal zwischen zwei Welten, die sich immer schneller annähern. Und so wie die Realitäten ineinander übergehen, verschmelzen wir mit unseren virtuellen Identitäten. Die Frage nach Anonymität wird sich spätestens dann kaum noch stellen.

Selbst Science-Fiction-Autoren beißen sich die Zähne aus

Wie lebt es sich in einer Welt, in der uns alles und jeder mit Informationen zuballert, in der nicht mehr klar ist, was greifbar und was virtuell ist, in der es kaum noch Raum für Geheimnisse gibt, in der Revolutionen über Facebook verabredet werden? Und welche Gegenbewegung wird all das auslösen? An diesen Fragen nach den Folgen für unsere Gesellschaft beißen sich selbst Science-Fiction-Autoren die Zähne aus. Die Entwicklung ist unvorhersehbar und schreitet schneller voran, als dass wir uns an sie adäquat anpassen können. Die Kluft zwischen jenen, die damit aufwachsen, und denen, die einst gelernt haben, sich ohne Handy erfolgreich zu verabreden, wird immer größer.

Während die Alten sich der Entwicklung verweigern und den Verfall ihrer Kultur anprangern, nutzen die Jungen die neuen Medien ohne Vorbehalt und schaffen ihre eigene, neue Kultur, die Außenstehenden nicht nachvollziehbar ist und ihnen Angst einflößt. Wird unsere Gesellschaft dadurch überfordert und unmenschlicher werden, oder ist es die Chance auf eine bessere Welt? Wir können davon halten, was wir wollen, aufhalten können wir es nicht – aber kritisch beobachten und schauen, wie wir verantwortungsvoll damit umgehen können, und dann das Beste draus machen.

Die Bloggerin Dora Asemwald ist ein virtuelles Wesen, erfunden von einer Person, die keine Repressalien fürchten muss und auch offen ihren Namen jedem nennt, der sich dafür interessiert. Asemwald wurde aus dem Wunsch geboren, die Grauzone zwischen der greifbaren und der virtuellen Realität zu erforschen.


Das amerikanische Prüdheitsgebot

Wenn mich die Neugier packt, dann schau ich ab und zu mal wieder in’s Labor von Google, dort gibt’s immer was zu finden. Ein Haufen experimentelles Zeug liegt da rum und will ausprobiert werden. Manche Sachen verschwinden wieder in der Kiste, andere wie Google Earth kommen groß raus. Nach dem man dort Erde, Mars, Mond und den Himmel erkunden kann, geht’s bei der neuesten Erfindung um uns selbst: Google Body macht den Körper gläsern, wie man es von Menschverglasungsexperte Google erwartet. Ob Knochen, Adern oder Organe, man kann detailgenau den Leib so betrachten, wie Gott ihn angeblich geschaffen hat. Oder genauer gesagt: Den Amerikaner geschaffen hat – Unterwäsche inklusive.

Google muss sich herkunftsbedingt ans amerikanische Prüdheitsgebot halten. Darum sind gewisse Bereiche der menschlichen Haut weiterhin Terra Incognita im anatomischen Atlas. Mein Vorschlag an die Datenkrake mit dem Plus: Fragt doch vorher ab, wer da dem virtuellen Leib auf den Pelz rücken will. So kann man uns moralisch degenerierten Europäern auch mal einen nackten Arsch zumuten, in anderen Regionen gibt’s dann noch die Burka dazu.

Oder verpasst eurem Männchen / Mädel wenigsten ein bisschen schönere Unterwäsche. Dann gibt’s auch ein +1 von mir.

Dora+

Liebes Tagebuch,

mein Vorhaben des täglichen Bloggens ist mal voll in die Hose oder den Rock gegangen, was mich aber nicht davon abhält, mir das selbe nochmals vor zu nehmen und wieder daran zu scheitern. Ich bin dir ehrlich gesagt ein bisschen untreu geworden, habe meinen zweiten Blog mal ordentlich befüllt. Da gibt es zwar nur Links zu klicken, die musste ich aber erst mal alle entdecken.

Auch Google+ hat mich beschäftigt. Nicht alle Tage entstehen neue virtuelle Lebensräume, da will ich Pionierin sein. Brauchen wir überhaupt noch eine Plattform neben Facebook? Und dann auch noch eine von der Krake Google? Ich behaupte: JA!

Warum? Ganz einfach: Konkurrenz belebt das Geschäft und schützt vor dem größten Übel, der Bildung eines Monopols. Die Verfacebookung des Internets hat dafür gesorgt, dass immer größere Bereiche des Onlinelebens auf eine geschlossene Plattform in privater Hand wandern. Das Internet ist die Schattenwelt der Daten. Wer sie kontrolliert, kontrolliert irgendwann auch die materielle Welt. Facebook hat mittlerweile eine Größe erreicht die es Konkurrenten fast unmöglich macht, ein konkurrenzfähiges Produkt dagegen zu stellen. Die einzigen, die dazu in der Lage sind, sind Google.

Dummerweise haben sie bislang all ihre Versuche in diesem Bereich ordentlich in den Sand gesetzt. Ihr letzter Versuch, Buzz, sah so aus, als ob ein Haufen soziopathischer Vollnerds das technisch Machbare krude zusammengeschraubt und den Bestandskunden ungefragt aufgepfropft haben. Falls ihr’s verdrängt habt: Google hat allen gmail-Nutzern automatisch ein Profil aus den bekannten Daten verpasst und die Freunde aus dem Adressbuch des Mailprogramms generiert. Noch am ersten Tag musste Google die Plattform grundlegend umbauen, was natürlich auch nichts mehr retten konnte.

Entsprechend skeptisch war ich bei ihrem nächsten Versuch. Doch diesmal haben sie wohl etwas dazugelernt und nicht auf die soziale Kompetenz der ITler gesetzt, die sie sich in Programmiererbatterien in ihren unendlichen Katakomben halten. In der Verwaltung von Kontakten haben sie es sogar geschafft, auf Anhieb Facebook ordentlich was entgegen zu stellen. Zugegeben, sie haben dabei ein bisschen bei Twitter gespickelt. Man muss nicht mehr entscheiden, wen man alles im facebookschen Sinne befreunden möchte, sondern kann entscheiden, wessen Senf einem schmeckt und dem dann entsprechend folgen. Man erstellt einfach sogenannte Kreise, die man andere Nutzer zieht. Man kann dann auch ganz einfach entscheiden, wer was zu lesen bekommt. So muss ich nicht meine auswärtigen Freunde mit Geschichten über den Stuttgarter Erdbahnhof nerven. Ebenso werde ich in Kreise anderer gezogen, die sich für mein Treiben interessieren. Am besten ihr schaut euch das mal selbst an. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie sich das Ganze entwickelt.

Mein erster Eindruck ist, dass Google+ ein großartiger Kanal zu Verbreiten von Informationen wird, im Bereich soziale Kontaktpflege wird es jedoch Facebook nicht ablösen. Wahrscheinlich wird es auf Dauer beides geben. Wer drunter leiden könnte, ist Twitter.

Wenn ihr auch bei Google+ seid, dann könnt ihr mich ja gerne einkreisen. Ich würde mich freuen! Lasst uns gemeinsam das Plusuniversum ergründen.

https://plus.google.com/106319721920405044692

Und hier noch mein zweiter Blog:

http://doralaetitia.tumblr.com/

 

 

Digitale Robinsonade

Schönes Gestein, aber offline: Die Atlantikküste Marokkos

Ein Artikel pro Tag hat letzte Woche wohl nicht so ganz geklappt. Ich war acht Tage ohne Internet. Acht Tage kein Facebook, keine eMail, kein oben bleiben, nichts. Digitale Robinsonade, kalter Truthahn. Nur maximale Abklenkung durch Sonne, fremde Sitten und Wein haben’s ermöglicht. Jetzt bin ich zurück, das Postfach voll, der Geldbeutel leer, den Magen verrenkt, zum Glück keinen Sonnenbrand.

Eine wahre Herausforderung wäre mal eine Arbeitswoche ohne Internet. Sich so wie Rüdiger Nehberg im digitalen Niemandsland abseilen lassen und einfach nur überleben. Man müsste sich auf Old-School-Recherche-Tools wie Lexikon (so ’ne Art gedrucktes Wikipedia), Telefon und Leute fragen verlassen. Früher gab es autofreie Sonntage. Im Zeitalter der „Datenautobahn“ wird es vielleicht mal einen netzfreien Sonntag geben. Ob wohl der von Stromausfällen bekannte Anstieg der Geburtenrate folgt?

Ich bin jedenfalls wieder online und versuche erneut, jeden Tag hier was mehr oder minder schlaues von mir zu geben.

Stulle und Schnauzer

Meine Serie über ausgefallene Blogs erreicht einen vorläufigen Höhepunkt mit Selleckwaterfallsandwich, einem Blog der Bilder veröffentlicht auf den Tom Selleck, ein Wasserfall und das jeweils gefeaturedte (wie schreibt man eigentlich dies in unsere Sprache eingeschlichene Unwort richtig?) Sandwich zu sehen ist. Anstelle vieler Worte noch das aktuelle Bild, ein klarer Favoriten von mir:

Featured Sandwich: Sliders

http://selleckwaterfallsandwich.tumblr.com/

Kontextbefreit

Ein weiterer schöner Blog ist Comically Vintage. Schöne Einzelpanele aus alten Comics, die auch ohne den Rest der Geschichte ihre eigene erzählen. Roy Lichtenstein hätte es auch nicht besser hingekriegt. Wer genau hinschaut sieht auch wo sich mein Zeichner gerne mal inspirieren lässt.

http://www.comicallyvintage.com/vintagecomics/

http://www.facebook.com/pages/Comically-Vintage/137587179601511

Unfreiwillige Schönheit

Ab und an verfalle ich in tiefe Erfurcht vor anderen Blogs. Girls of Ebay zeigt Perlen der Ebaydoityourselfmodefotografie die dem Verkauf der getragenen Ware auf die Sprünge helfen soll. Diese Blüte der Selbstdarstellung beeindruckt mich zu tiefst, all zu gerne würde ich wissen, was in den Schränken und Köpfen der meist unfreiwillig schönen Models sowie der Käufer der Mode vorgeht. Hier spüre ich schmerzlich die Grenzen meiner virtuellen Existenz, nie werde ich selbst eine Karriere als Ebaymodel haben können.

http://girlsofebay.biz/

Scheiterhaufen

WordPress hat mich herausgefordert! Jeden Tag einen Artikel, so meine Blogplattform, soll man schreiben. Ich nehm die Herausforderung an, auch wenn ich mir das schon oft erfolglos vorgenommen hab. Aber vorhergegangenes Scheitern wird all zu gerne als Ausrede für zukünftige Nichtversuche hervorgezerrt. Lieber nehme ich den Mund zu voll und erhöhe meinen Scheiterhaufen als dass ich es gar nicht erst versuche. Und wenn schon, dann hab ich immerhin in der enthusiastischen Anfangszeit schon mehr gemacht.

Scheitern wird bei uns ja gefürchtet wie ein dreiköpfiger Zombiesaurier mit Tollwut. Vielleicht sollte man nicht nur jeden Tag blogieren, sondern auch täglich scheitern. An irgend was, sei es noch so klein. Man darf natürlich nicht mit Absicht scheitern. Es gildet nur, wenn man etwas ernsthaft versucht hat. Sonst kommt man in die Paradoxfalle: Wem es gelingt zu scheitern der scheitert nicht.

Ich rufe mal die Initiative failaday2011 und die Weicheivariante failaweek2011 aus. Oder auf Deutsch: Scheiterhaufen11. Woran bin ich gestern gescheitert?

Ich habe weiterhin versucht, mich in einem 3D-Programm abbilden zu lassen. Aber das Programm ist widerborstig, ich kapier es nicht so ganz und habe zu wenig Geduld. Da werd ich vielleicht noch ein paar Mal dran scheitern müssen.

Woran seid ihr schon gescheitert?

http://dailypost.wordpress.com/

Erdbahnhof #fail

Soeben bei Kein Stuttgart21 auf Facebook entdeckt: Einer Studie des Medienbeobachtungsdienstes Ausschnitt zu Folge soll Stuttgart 21 von Twitteranten der Versager des Jahres 10 sein. Twitternutzer kennzeichnen Versager durch das Schlagwort (Hashtag) #fail in ihrem Gezwitscher. Darauf folgen die Deutsche Bahn, CDU, Apple, FDP und das iPhone. Auf Platz 10: Das Wetter.

Der Erdbahnhof und jene, die ihn um jeden Preis bauen wollen scheinen in der Zwitschergemeinde noch unbeliebter zu sein als Telefone die man zum Telefonieren am Besten nicht in der Hand halten sollte. Vielleicht weils unter der Erde noch schlechteren Empfang gibt. Oder aber weil es sich mit dem Arsch auf der Oberleitung besonders schön zwitschert.

Für alle Nichttwitterkundige:

Die bis zu 140 Zeichen langen „Tweets“, die man per Twitter verschickt werden mit sogenannten Hashtags verschlagwortet. Diese starten immer mit dem Zeichen #. So kann man einfach Meldungen zu bestimmten Themen finden. Das Gezwitscher zur Bahnhofsfrage wird zum Beispiel mit #S21 verschlagwortet, Versagensmeldungen mit #fail. Wer denkt sich die Schlagwörter aus? Alle und keiner, die setzen sich einfach durch.

Freitagseintopf 2010

Mir fällt grad kein guter Text ein. Alter Trick: Darüber schreiben dass mir nichts einfällt. Der Trick funktioniert leider nicht all zu oft, hab ihn schon ein paar mal bemüht. Abkupfern wäre eine Alternative. Dank Wechsel ist das Jahr als solches Topkandidat in der Disziplin des belanglosen Geblubbers. Besinnliche Jahresrückblicke. Die guten Vorsätze und das Sinnieren über deren obligatorisches Scheitern. Ich habe mir letztes Jahr vorgenommen mit dem Rauchen wieder anzufangen. Ist mir gelungen. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen, außer dass es keine gute Idee war.

Sich über das jährliche Sinnieren anderer zu mokieren ist überheblich und setzt der Abgedroschenheit die Krone auf. Lieber reihe ich mich in ihre Reihe ein und schweife nicht vom saisonalen Thema ab. Hier der dorische Jahresrückblick:

Angefangen hat das Jahr etwas müde, ich hab im Januar nicht mal ein Blogeintrag zu Stande gebracht. Im Februar habe ich immerhin eine Geburtstagsparty organisiert. Einige Freunde haben mich zur Feier meines 35. Geburtstags gezeichnet.

Kurz darauf habe ich mit Putte und Martin die Initiative Loch21 gegründet (Artikel), die schnell Anhänger fand und eine prima Alternative zum geplanten Erdbahnhof Stuttgart 21 darstellte. Da aber die Planung für das Loch nicht schon seit 15 Jahren durchgemauschelt wurde, musste das Projekt vorerst mal Stuttgart 21 Plus weichen. Vorteil gegenüber der anderen Alternative K21: Wenn S21+ zu Bauruine 21+ wird, ist ja schon mal ein Grundloch da.

Das Hamburger Abendblatt über Loch 21:

Loch 21: Gründerin Dora Asemwald kritisiert auf kritisch-komische Weise den „inversiven Turmbau zu Babel“. Die Komikfigur Dora hilft ihr dabei. Weiter unten werden Hotpants und Kaffeetassen zur Initiative feilgeboten. www.loch21.de

Schön, dass mir die Comicfigur Dora hilft. Noch schöner, dass die Hamburger hinter meinen Bildern einen greifbaren Menschen vermuten. Lassen wir ihnen den Glauben.

Im März hatte ich zum ersten mal für den Stuttgarter Blog brezel.me geschrieben und wurde bald fest ins Autorenteam aufgenommen. Für den Blog der Initiative Unsere Stadt schreib ich seit dem auch ab und zu.

Im April hatte ich eine Ausstellung in meiner Galerie. Andrea Liebe hat den Raum in ihr Universum verwandelt. Die Vernissage war wild, der Vermieter dann auch. Es war die letzte Ausstellung in meinem Büro, die Galerie hat keinen betretbaren Raum mehr, ist jetzt virtuell wie ich.

Ein Artikel in der Lokalausgabe „Blick vom Fernsehturm“ der Stuttgarter Nachrichten und Zeitung über mich sorgte im Mai dafür, dass ich bei der Businessplattform Xing wegen meiner Virtualität rausgeschmissen wurde. Auch die Gründung der Virtuellen Republik von Iddora hat mir da nicht geholfen. (Artikel bei Brezel). Wir virtuellen werden von den Greifbaren immer noch stark diskriminiert in dem unsere Existenz als solche in Frage gestellt wird.

Seit Mai sammel ich auch ab und zu für den Geekblog I M GEEK Zeug aus dem Internet.

von links nach rechts: Frank, Steff, ich und Martin

Damit das Loch schöner verbreitet werden kann haben ich T-Shirts und Unterbuchsen dazu gemacht die von gecasteten Modells gezeigt werden sollen. Germany’s next Loch-Model Jury hat getagt und wurde fündig. Frank und Steff haben es fotografiert.

Während ich mich zuvor schon satirisch an politische Themen herangewagt hatte, schreib ich seit letztem Sommer dazu auch ernsthaftes Zeugs. Hauptsächlich Bahnhofstieferlegung und die Reaktion der Bürger darauf, aber auch Atomkraft und Terrorangst haben mich echauffiert und somit zum schreiben getrieben.

Ein Rallyeteam hat mich im Juli als Rennleiterin und Namensgeberin ihres Teams ernannt: Dora Asemwald Racing wurde gegründet.

Ich wurde nicht von The Hoff gerettet, habe Kleinmagazinzuchtvereine kennen gelernt, war in einem Flüchtlingslager für Hamster, beim Tag der offenen Tür des Justizvollzugs und habe Lebenslügen verkauft.

Von meinen Urgroßvater im Geiste habe ich im August erfahren, gefunden habe ich ihn aber noch nicht. Carl Auer, der Verleger des nach ihm benannten Verlages ist ebenso wie ich nicht greifbar aber um so aktiver. Ansonsten hab ich die letzten Geheimnisse der Männer gelüftet und Verschwörungen aufgedeckt.

Im September hab ich viel demonstriert und geschrieben, im Oktober auch. Der Blog Der Kessel kocht wurde von Freunden und mir gegründet, aber leider schlecht gefüttert.

Im November hab ich Brezeln in Peking getestet und im Dezember doppelköpfige Vögel auf T-Shirts gedruckt.

Nächstes Jahr wird’s hoffentlich weitere Hemdchen geben, einen Webshop hab ich schon, der muss nur noch befüllt und beworben werden. Das ist aber nur einer von vielen Plänen die ich ausgeheckt habe. Den einen oder anderen werde ich auch umsetzen.

Ich will mich natürlich auch noch bei all denen bedanken, die meine Geschichten gelesen und kommentiert haben, wie zum Beispiel Heide Blum, die selbst auch einen schönen Blog betreibt.

So, der Artikel ist voll. Jahresrückblicke sind wie Freitag in der Kantine, da werden die Reste der Woche als Eintopf verkauft. Wer was Neues von mir erfahren will muss hier am Ball bleiben, denn das nächste Jahr steckt voll toller Geschichten.