Entdeckung der Langsamkeit

Wir Stuttgarter können alles außer Hochdeutsch, zum Beispiel Porsche bauen. Das kann der österreichische Künstler Hannes Langeder auch. In Sachen Emission und Leichtbau ist er uns sogar um Längen voraus. Sein Ferdinand GT3 RS wiegt keine 100 Kilo und lässt einen den Luxus der Langsamkeit erleben. Wer wie ich an einer inoffiziellen Porscheteststrecke zur Erprobung von Motorenlärm beim Berghochfahren (Immenhoferstraße) lebt, weiß dieses Fahrzeug zu schätzen!

ferdinand.johannes-l.net

Zuvor erschienen bei brezel.me

Pflichtkurs für Rocker

Schon The Who haben erkannt: Nach dem Konzert wird demoliert. Richtige Rockstars machen Kleinholz aus ihren Gitarren. Um auch als Anfänger auf der Bühne verwegen rüberzukommen sollte man besser einen ordentlichen Gitarren-Crash-Kurs besuchen. Nach ein paar Basisübungen an der Luftgitarre darf man dann auch mal echtes Holz auf die Bretter hauen!

Erschienen auf brezel.me

Urschreitherapie für Marienplatz-Lohas


Was ein ordentlicher Stadtteil Stuttgarts sein will, feiert im Sommer. Altgediente Stadtteilfeste wie das Bohnenviertelfest vermitteln mittlerweile das Lebensgefühl eingedoster Sardinen. Da lob ich mir jene Feste, deren Existenz außerhalb des Kessels noch nicht bekannt ist. So das „Süd-Seh-Perlen“-Fest, dass mittels Wortspiel dazu einlädt, den Süden – genauer Heslach – zu sehen. Und zu hören, wie auf dem Marienplatz. Den ganzen Tag hör ich schon das wummern entfernter Musik und beschließe, dem auf den Grund zu gehen. Doch an Stelle von Stadtfest-tauglichen JazzRockFunkSoul-Coverversionen dringt Geschredder und Gegrunze in mein Ohr! Kralle, Heinze und Sevi (v.l.n.r.) stehen auf der Bühne und spielen waschechten Todesmetall. Etwas unüblich für das Genre: Man kann den Bandnamen auf dem Banner hinter dem Schlagzeug entziffern. Exitus nennt sich die Stuttgarter Band.

Vor der Bühne verlieren sich eine Hand voll Freizeitsatanisten, die besetzten Bierbänke stehen auf der weiten, kahlen Ebene des Marienplatzes etwas verloren in der Gegend rum. „Grunz, Grunz, Röööööar, Gruuunz!“ oder so ähnlich lauten die Texte, die durch das Trommelgewitter durchdringen und laden dazu ein, mit zu grunzen. Urschreitherapie für Marienplatz-Lohas. Kurz vor dem Ende künden sie noch ein Liebeslied an: Dominanz, so der Titel des Songs, der auch nicht lieblicher klingt als der Rest. Aber was weiß ich schon über Paarungsrituale von Todesmetallern. Wer sich ab und zu mal den inneren Satan mit dem Belzebub austreiben will, wird seine Freude an der Band haben. Das fachkundige Publikum schien angetan zu sein.

Noch ein bisschen Schlaugemeier:
Das ganze nennt sich „Bunker-Rock“, was daran liegt, dass die Bands, die auftreten, ihren Proberaum in Stuttgarter Bunkern haben oder hatten. Unter dem Marienplatz befindet sich ein Tiefbunker, der 1944 nach den schweren Bombenangriffen auf den damaligen Platz der SA 500 Menschen Schutz bot. Nach dem Krieg betrieb dort die Caritas ein Hospitz.

16. Juli 2011

Quellen (damit ich nicht meinen nichtgehabten Doktor zurückgeben muss):
Stuttgarter Schutzbauten e.V.
Geschichtsspuren.de
Forschungsgruppe Untertage e.V.

Exitus auf Facebook
Exitus auf Reverbnation

Ökoautos unerwünscht!

Als bekennende Naherholerin hab ich mich mal wieder auf mein fahrbaren Untersatz geschwungen und bin losgezogen. Mein Ziel: Der Katzenbacher Hof, ein beliebter Biergarten unweit des Bärensees, um den sich Kollege Köhler so gerne quält. Kurz vor dem Ziel – der Duft der Roten Wurst lag schon in der Luft – kam der jähe Stopper: Mein Fahrzeug war nicht erwünscht! Jetzt bin in extra wegen der berüchtigten Parkplatzsituation in meiner Heimat, dem Stuttgarter Süden, auf das beliebte rote Ökomobil (kein CO2, kein Atomstrom, nachhaltiges Mobilitätskonzept, usw.) umgestiegen und sollte das jetzt dort einfach stehen lassen. Nicht mal einen entsprechenden Parkplatz haben sie geboten. Dann bin ich halt doch zum Bärenschlössle gefahren, wo mein Fahrzeug und ich noch willkommen waren.

Die 71 wird Chuck Norris.

Heute für den Brezel-Blog:

Wie schon in unserem Schwesterblog StZ-Online zu lesen: Carlos Ray Norris Jr. (Chuck Norris) wurde heute  71. Oder besser gesagt: Die 71 wurde Chuck Norris. Ich habe den Mann, der stets mit einem Kopfkissen unter dem Revolver schläft für die Brezel getroffen und interviewt. Das ich das als virtuelle Frau eigentlich gar nicht kann, hat den allmächtigsten aller Männer wenig gestört.

Herr Norris, man unterstellt Ihnen ja so einiges: Sie sollen Zwiebeln zum Weinen bringen, Drehtüten zuschlagen, Bienen kauen und beim Furcht und Schrecken-Verbreiten nicht mal vor dem Universum halt machen. Was ist da dran?

Einiges davon stimmt. Vieles wurde dazu erfunden.

Nennen Sie doch bitte ein Beispiel.

Chuck Norris hat nur einmal bis unendlich gezählt. Es wurde ihm dann langweilig. Dann hat er lieber Fische ertränkt. Wenn er will, kann er alles. Will er aber nicht.

Was können Sie denn nicht?

Chuck Norris kann alles.

Könnten Sie auch einen Stein erschaffen, der so schwer ist, dass Sie ihn selbst nicht hochheben könnten? Wenn ja, warum können sie ihn dann nicht hochheben?

Ja. Chuck Norris kann beides. Erschaffen und Hochheben.

Mir scheint Sie fürchten nicht einmal ein klassisches Paradoxon. Was fürchten Sie dann?

Chuck Norris kennt keine Furcht. Alles fürchtet sich vor ihm.

Sogar sie selbst?

Du stellst dumme Fragen. Chuck Norris antwortet nicht. Chuck Norris tötet.

Das lassen wir mal schön bleiben. Vielleicht wollen Sie, äh, will Chuck Norris fragen?

Chuck Norris fragt nicht. Er weiß.

Dachte ich mir schon. Herr Norris, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Die wundersame Rückkehr

Letzten Oktober hab ich bei brezel.me von einem feigen Diebstahl berichtet: Ein(e) Schlingel(in) hat das Fahrrad eines Kollegen aus meinem Büro gestohlen. Ich hab nicht mehr damit gerechnet, dass das gute Stück zurückfinden würde. Ich hab jedoch die Rechnung ohne Selim gemacht. Der hat unlängst ein Rad hinter einer Mülltonne in seinem Hof entdeckt, die Aufschrift am Rahmen ins Internet getippt und ist so auf die Brezel gestoßen. Mit einem Ausdruck des Artikels vom letztem Oktober und dem vermissten Rad stand unser Held heute plötzlich vor meinem Schreibtisch. Wunder gibt es immer wieder. Tausend Dank, lieber Selim!

Kreuzzug

Das Auto: Dora-1: Baujahr ’92, ca. 170.000km, 2.6l-6-Zylinder. 2 Vorbesitzer – der letzte eine Dame im besten Alter, die Dora-1 acht Jahre fuhr und pflegte. Erworben im malerischen Tuttlingen von Dimitri, dem Händler unseres Vertrauens.

Brezel.me ist – welch Wunder – Medienpartner von Dora Asemwald Racing. Ich hab mal was dazu auf die Brezel geschmiert:

Mal was in eigener Sache: Ich hab mit ein paar Kumpels ein Rallye-Team gegründet: Dora Asemwald Racing. Das Team startet bei der Allgäu-Orient-Rallye 2011. Wir fahren über 6.000 Kilometer mit 3 Youngtimern von Oberstaufen nach Amman, Jordanien und liefern dabei Hilfsgüter. Wenn sich Stuttgarter auf den Kreuzzug gen Orient in alten Daimlern begeben muss die Brezel natürlich dabei sein und berichten.

Zwei der drei Autos sind schon gekauft und werden gerade auf die lange Reise vorbereitet. Wer uns unterstützen will kann ein paar Kilometer unserer Fahrt sponsoren und kommt damit in die Verlosung zum Kilometerkönig oder gar Kilometerkönigin! Als solcher oder solche gibt’s ne Menge zu erleben. Genug der Werbung.

Ich halte euch auf dem Laufenden, was bei uns so passiert.

Schmetterling strikes back

Akihiro Higuchi, 2008, Wasserfarbe auf Nachtfalter

Bei Mädels stets beliebt: Kleine Tätowierung an netter Stelle, verspieltes Motiv. Zum Beispiel Schmetterlinge auf dem Bauch. Da ballt sich die Symbolik! In der Stuttgarter Galerie 14-1 entdeckt: Schmetterling mit Mädel drauf tätowiert. Künstler Akihiro Higuchi hat den Spieß einfach mal rumgedreht. Gefällt mir.

Noch einen oder mehrere Wünsche: Anker mit Seemann drauf gemalt. Geweih mit eingravierter Proletenplunse. Mutti mit  „Sohnemann“ auf Oberarm tätowiert. Und so weiter.

Erschienen auf brezel.me

BrezeLeaks

Brezel.me, der Blog an dem ich mitarbeite hat jetzt auch angefangen Petzereien aus der Stuttgarter Welt zu sammeln und zu veröffentlichen. Wir sind da nicht die ersten, die WAZ macht uns das schon vor: https://www.derwesten-recherche.org/. Da aber unser neuer Brezelschreiber Marc vom Westen zu uns übergelaufen ist hat er kurzerhand das Konzept einfach gestohlen und bei uns umgesetzt. Der findige Schlingel. Martin, mein Kollege hat mir gleich ein Logo für uns angefertigt:

Ich habe gleich mal einen ersten Leak veröffentlicht, der aber zuvor in meinem Tagebuch schon veröffentlicht wurde. Ich geb zu, das ist ein billiger Trick, aber so viele Leser hab ich nun auch wieder nicht als das ich die Suppe nicht zweimal aufkochen könnte. Danach ist mir erst mal – wahrscheinlich als Strafe für wiederaufwärmen – nicht mehr eingefallen. Fünf Tage lang gab’s keinen Artikel mehr in der Brezel, da sah ich mich gezwungen einen guten Grund dafür auszuhecken:

Kaum fangen wir an zu leaken verstummt die Brezel plötzlich. Der eine oder andere mutmaßte ja schon, dass diverse Geheimdienste einen kleinen Rundgang durch unsere Redaktionsräume gemacht haben. Und wenn, dann haben sie uns nicht erwischt! Wir waren ganz schön beschäftigt. Unsere Server haben wir in einen ausgehöhlten Eisberg vor der Küste eines brezelfreundlichen Zwergstaates untergebracht und die neue Redaktionsräume befinden sich jetzt in einem umfunktionierten Schafstall hinter dem dritten Vulkan links in einem Inselstaat am A. der Welt.

Wir sitzen nun schon seit Tagen an Stapeln hochbrisantem Material, welches Stuttgart auf den Kopf stellen wird! Neben dem geheimen Brezelrezept von Frau Weible kennen wir jetzt auch alle dreckigen Details zum geplanten Tiefflughafen, dem anstehenden Verkauf und der Umsiedlung des Feuersees und die geheimen Tagebücher von OB Schuster.

Auf unseren charismatischen Vorzeigebrezler Tobian Köhlange passen wir besonders gut auf, dass er nicht in irgendwelche Schweinereien verwickelt wird. Unsere Franzi ist weiterhin auf der Flucht und ernährt sich von flauschigen Nagern, Plattenleger-Brezel Elbert legt nur noch im Untergrund auf und ich verstecke mich im Internet.

Und nicht vergessen: Eure Leaks erreichen uns auch im Exil. Schickt uns vielleicht auch ein paar Kekse mit, damit es ein bisschen schöner Weihnachtet.

Deutschlands demokratisch interessanteste Stadt

Stuttgart, heute, 12:47, Gleis 10, ICE 598 von München nach Berlin. Durchsage des Schaffners: „Willkommen in Deutschlands demokratisch interessantester Stadt! Und im Bord Bistro empfehlen wir Ihnen heute …“

Die Bahn hat ihren Beitrag zum Demokratisierungsprozess des Landes geleistet und trägt das jetzt auch zu Markte. Jetzt hofft sie auf Folgeaufträge von Städten, deren Demokratie dröge daherkommt und sich hauptsächlich in muffigen Wahllokalen abspielt.

Das wär doch auch mal was für unser regionales Marketing, das sich ansonsten durch Waschmittellogos blamiert. „Schlichtungsstadt Stuttgart – Demokratie erleben“ oder so. Habt ihr schöne Ideen, wie Stuttgart in Zukunft werben kann?

Eschienen auf brezel.me

Protestdevotionalie

Dieses Wochenende war ich mal wieder auf der Sudoku oder so ähnlich, der Messe für Design, Firlefanz und nette Sachen im alten Theaterhaus in Wangen. Ich geb zu, jetzt ist etwas spät um drüber zu schreiben, ist ja schon rum. Wie immer: prima Zeug um seine Wohnung und sich selbst zu dekorieren. In der Abteilung Erinnerungsstücke gab’s, wie einst vor 20 Jahren, mal wieder Mauerstücke. Nicht jedoch vom antiimperialistischen Schutzwall, der die neuen von den gebrauchten Bundesländern trennte sondern ein anderes Gemäuer, dass hier zu Lande mindestens genau so sehr die Gefühle aufwühlt: Der Nordflügel des denkmalgeschützten Hauptbahnhofes. Der Denkmalschutz hat doch nicht ganz so funktioniert, jetzt kann sich ein jeder die von Felix Fuchs gestaltete Karte mit Protestdevotionalie kaufen und in die Andachtsecke stellen.

Wer die Dekumo verpasst hat, kann sie ja wo oder wann anders besuchen: dekumo.de

Erschienen auf brezel.me

Schlichtungsspiel

Es wird ja die ganze Zeit gemunkelt, was Papa Geißler morgen zum Abschluss der Schlichtung in Sachen Stuttgart 21 so sagen wird. Ein Blick in meine Kristallkugel hat gezeigt, was passieren wird.

In Ermangelung eindeutiger Fakten verkündet Geißler morgen sein salomonisches Urteil: Unentschieden. Ein Fußballspiel soll darüber entscheiden ob oben bleiben oder oben ohne. Auf der einen Seite unter Trainer Gangolf Stocker die Gegner, Rüdiger Grube leitet die Befürworter.

Am Anfang gleich Aufruhr. Özdemir hat den Mannschaftsbus verpasst, wird schnell noch mit dem Hubschrauber eingeflogen. Anpfiff, doch nichts geht: Puttenat von Flügel TV verwickelt die Spieler in eine Podiumsdiskussion. Schiedsrichter Geißler schickt ihn vom Feld, das Spiel geht los. Es steht 1:0 für die Befürworter, da das erste Tor schon seit 15 Jahren geplant und somit demokratisch legitimiert ist. In der 12. Minute geht’s gleich zur Sache: Um gegnerische Treffer zu verhindern lässt Trainer Grube das eigene Tor abbauen. Rockenbauch schreitet ein und besetzt das Tor. Am Spielfeldrand: Christian List läuft sich schon mal warm. Walter Sittler nutzt die Chance und macht eine Minute lang Lärm, der Gegner-Fanblock macht mit. In der 34. Minute will Von Hermann nicht mehr mitspielen und kettet sich am Torpfosten an. Die Balljungen machen aus Solidarität Sitzblockade im Strafraum. Stürmer Mappus kommt von rechts und vertreibt die Jungs mit dem Gartenschlauch. Hooligans vom schwarzen Block stürmen das Feld und helfen ihm dabei. Das gibt gelbe Karte, Elfmeter, Tor! Das Spiel ist wieder ausgeglichen. List läuft sich weiter warm, das Spiel geht weiter.

In der zweiten Halbzeit machen die Befürworter ordentlich Druck, doch in der 56. Minute versucht Nils Schmid das Spiel zu unterbrechen um das Publikum zu fragen, wer gewinnen soll. Die sind zu jedoch zu sehr damit beschäftigt zu streiten, wer mehr Leute im Stadion hat und wer das peinlichste Fan-Shirt trägt. Bräuchle fordert wegen dreckigem Rasen die gegnerischen Fans auf, das Stadion zu verlassen. Das Spiel geht weiter, doch meiner Kristallkugel geht der Saft aus. Mist! Jetzt wissen wir erst nicht, wie’s ausgeht.

Erschienen auf brezel.me

Die Straßen von Stuttgart

Geschichten von den Straßen Stuttgarts: Stuttgarttaxi von Taxifahrerin Mia

An Blogs über das Nachtleben im Kessel mangelt es nicht. Eigentlich sollten Samstag-Nacht-Geschichten von der Theodor-Heuss-Straße niemand mehr hinter dem Ofen vor locken. Es sei denn man wechselt die Perspektive: Die 26-jährige Bloggerin Mia fährt Taxi und berichtet davon. Sie erzählt von all den kleinen und großen Unverschämtheiten die sich der eine oder andere Fahrgast erlaubt. Aber auch dramatische Liebesgeschichten von der Rückbank sorgen für Spannung, von der sich der letzte Tatort eine Scheibe hätte abschneiden können.

Die Geschichten sind lang und ohne Bilder. Macht aber nichts. Hab sie trotzdem gelesen, weil gut geschrieben. Ein schöner und sympathischer Einblick in des Leben von Stuttgart. Ich freue mich auf neue Geschichten und vielleicht werd ich nach durchzechter Nacht mal selbst zum Teil von einer.

taxistuttgart.wordpress.com

Erschienen auf brezel.me

Pekingbrezel

Ich war letzte Woche in Peking. Dort bin ich auf eine deutsche Bäckerei gestoßen die Brezeln anbot. Als Reporterin des Brezel-Blogs musste ich gleich was drüber schreiben:

Brezeln sind eine großartige Erfindung, überall auf der Welt kopiert, aber  natürlich nur in ihrer Heimat richtig gebacken. Meistens sind die Arme dick und teigig und der Bauch zu dünn um ihn ordentlich zu buttern. Als anerkanntes Brezelfachmagazin ist es natürlich unsere Pflicht, dem internationalen Brezeltum auf die Finger zu schauen.

Unser erster Brezeltest: Peking. Chinesen kopieren nicht nur Rolex und Louis Vuitton, sie versuchen sich auch an unserer Brezel. Ich setze mich also ins nächst beste Taxi und scheuche den Fahrer wild fuchtelnd durch die Stadt bis wir in der Lucky Street landen. Ein Albtraum nachempfundener Fachwerkromantik. Mitten drin: Die South German Bakery Café Konstanz.

Und dort gibt’s auch Brezeln. Die nette Verkäuferin präsentiert die Wahre, der optische Eindruck ist exzellent. Es gibt sie auch vorgebuttert, mit dem breitesten Grinsen dass ich seit langem gesehen hab. Chinesische Schneidekunst trifft auf deutschte Brezel.

Leider kommt die Brezel nicht frisch aus dem Ofen, sie befindet sich trotzdem auch in den Kategorien Geschmack und Haptik im oberen Mittelfeld der Brezelheimat. Ich bin erschrocken wie weit die Chinesen qualitativ sind, da können die Bayern mit ihren komischen Brezen nicht mehr mithalten.

Optik *****
Geschmack  ****
Konsistenz: ****
(Maximum: *****)
Preis: 4 RNB (ca. 40 Cent), gebuttert: 12 RNB (1,20 €)

www.germanbakery.com.cn

Geld verbrennen leicht gemacht

Schon mal davon geträumt im Säulengang des Königsbau zu stehen, mit Geld beregnet zu werden und dieses dann verbrennen zu müssen, bevor es auf dem Boden aufkommt? Nein? Hab ich auch noch nicht. Wem diese Phantasie jedoch zusagt , der kann das jetzt im „Stuttgart 21“-Spiel auf den iPhone virtuell erleben. Aber Obacht: Es regnet auch „… es stimmt aber auch“-Flyer, doch die muss man verschonen, sonst verliert man eines seiner drei neuen Herzen Europas. Hat man keines mehr, dann hat man den Anschluss an die Zukunft, äh ne, das Spiel verloren. Leider kann man keine Abkratzprämie kassieren oder das Geld anstelle zu verbrennen in die eigene Tasche schieben. Für Version 2 ist noch Entwicklungspotenzial.

http://www.stuttgart21-game.de/

P.S.: Inkonsequenterweise gibt es das Spiel für lau.

Erschienen auf brezel.me

Tu IHN unten rein!

Letzten Samstag auf dem Schlossplatz: Große Veranstaltung der Freunde des geplanten Tiefbahnhofes. Um gegen die grün bebuttonte Gegnerschaft Flagge zu zeigen gab’s auch Merchandise. Ein Shirt hat mich jedoch verwirrt: „Tu IHN unten rein! Stuttgart 21“. Wer ist „IHN“? Und meinen die hinten oder vorne?

Foto von Martin Anner

Erschienen auf brezel.me

Nachtrag (10. Oktober 2012)

Jennifer Roth, damals Mitglied der IG Bürger für Stuttgart 21, in einem Facebookkommentar:

„Es begab sich zu einer Zeit, als die IG Bürger neue Shirts mit dem bekannten S21-Logo haben wollte. Zu diesem Zweck wurden beim einem T-Shirt Hersteller diverse Probe-Shirts geordert, die die verschiedenen Aufdruck-Arten verdeutlichen sollten. Der gute Mann wusste, für wen dieser Auftrag laufen sollte und hat sich mit selbigem Spruch einen Spaß erlaubt. Es gab EIN T-Shirt davon, welches auf einer Sitzung der IG rumging, bekichert, ABER einstimmig beschlossen wurde, dass es NICHT rausgegeben wird. Leider gelangte das gute Stück dann dank eines übereifrigen Mitstreiters doch an den Stand und hing dort. Eine Dame hat es später gekauft und das Geschrei war natürlich groß. der T-Shirt Hersteller hat den „Hype“ dann aufgegriffen und eigenmächtig auf seiner ebay-Seite weitere Shirts vertrieben, die er hergestellt hatte, OHNE dass die IG Bürger jemals den Auftrag dafür erteilt hätte! Meines Wissens nach wurde auch versucht, dagegen vorzugehen, war aber wohl nicht von Erfolg gekrönt. Ich habe noch ein Bild auf meinem alten Handy von diesem EINEN Shirt, weil ich davon ausging, dass es ohnehin wegkommen im Sinne von vernichtet oder weggeräumt wurde. hätte man verhindern können, ist aber passiert. Jedoch ist DAS die Wahrheit dahinter, die aber keiner hören/lesen will. Lieber schießt man sich darauf ein. dass am Bahnhof schon ein lebensgroßer Protestpimmel rumlief und dabei einen Kinderwagen schob, wird hingegen als bunt und kreativ abgetan, was ich persönlich auch geschmacklos fand. Beide Seiten schenken sich diesbezüglich nichts.“

Oben ohne im Leuze 21

Bild gefunden bei facebook, veröffentlicht von Fridunanth Nocnarat

Was tun, wenn der neue Bahnhof fertig unter die Erde gebracht ist, aber die bis dahin neuen Magnetschwebebahnen partout nicht unter die Erde wollen? Bauruine 21? Nein! Wir bauen endlich ein mit Bundesmittel finanziertes Spaßbad im Westen der Republik. Mineralwasser gibt es zur Genüge. Die zusammengerechnet 17 gefühlten oberirdischen Bahnen des alten Leuzes wird keiner vermissen, denn die acht neuen Durchgangsbahnen im Leuze 21 lassen ein Drittel mehr Schwimmer zu! Dank sechs Meter Höhenunterschied ist die Gegenstromanlage gleich eingebaut. Das schummrige unterirdische Licht sorgt für angenehme Grottenstimmung: Wellness pur! Im Kinderbereich „Aqua Fun“ sorgen Wasserwerfer für knüppeldick Spaß. Im hinteren Teil bekommt das alte Motto „oben ohne“ gleich eine ganz neue Bedeutung. Ich pack schon mal die Badehose ein.

Bild gefunden bei facebook, veröffentlicht von Fridunanth Nocnarat

Artikel erschienen auf brezel.me

Grundrecht auf alberne Verkleidung

Das Berufsdemonstrantentum ist was für harte Knechte (und KnechtInnen?, äh Mägde). Sich auf kalten Kreuzungen den Arsch abfrieren, in zugigen Baumhäusern schlafen, nervzerreibende Vuvuzelaübstunden, von Politikern verunglimpft und Polizisten durch die Gegend gezerrt werden und das ganze für ’ne warme Parkschützersuppe und einem Nachschlag Idealismus ohne Sahne reiht sich nicht gerade in die Liste der Traumjobs zwischen Lokomotivführer und Topmodel ein. „Democracy can sometimes be a little bit difficult“, hat der OB schon erkannt. Vor allen Dingen, wenn man sich dazu wie der im obigen Film gezeigte Bauzaunbesucher noch eines pikanten Teilaspektes des Themas „Oben bleiben“widmet. Man mag mich Schönwetterdemonstrantin schimpfen, aber ich übe mein Grundrecht auf Versammlungsfreiheit dann doch lieber mit einem Button auf der Jacke aus.

Zuvor erschienen auf brezel.me

Musen, Schlauberger und Wolfsärsche

Ein Traum geht in Erfüllung: Eine Tafel, auf der Wolfsbarsch feil geboten wird. Schnell den Finger nass gemacht, gewischt und innerlich lachend am Boden gerollt. Jetzt wünsch ich mir nur noch eins: Gaisburger Marsch.

Diesen Artikel hab ich grad bei Brezel.me veröffentlicht. Ich fürchte, das diese Spartendisziplin des Kalauers nicht jedermann Humor trifft. Ist aber egal. Ich muss auch mal Menschen mit abwegigem Humor beglücken. Ich lach mir über so was einen Ast. Was für einen Ast? Im 19. Jahrhundert nannte man einen Buckel auch Ast. Und den hat man vom Lachen bekommen. Genug geschlaumeiert. Ne, nicht solange ich mich nicht über die Schlaumeierei ausgeschlaumeiert hab. Das Wort der Häufigkeitsklasse 17 hat die Synonyme FuchsSchlaubergerSchlaufuchsSchlaukopfheller Kopf. Warum das aber nicht Schlaumaier oder Schlaumeyer heißt ist mir eigentlich egal. Schlauberger find ich auch gut, wenngleich es nur Häufigkeitsklasse 19 erreicht. (Dora erreicht übrigens Häufigkeitsklasse 14, ist also einiges häufiger als die ganzen Schlauheimer.)

Wenn ich schon mal bei der Wortanalyse bin: Der fünfthäufigste signifikante linke Nachbar von Dora ist „Muse“, der 12. „Geliebte“, danach kommt gleich die Tante Dora. Mir scheint, ich habe einen klassischen Namen für Gespielinnen. Das liegt wohl an Picasso, der sich mit Dora Maar einließ und von ihr das eine oder andere Bild malte. Ich werde auch oft gemalt, wenngleich nicht von Picasso, bin also auch so eine Art Muse.

Ich schweife ab. Ein Fazit muss her, fällt mir aber keins ein. Egal.

Noch ein Fundstück aus Wiktionary:

[1] die Krähe gilt als Schlaumeier unter den Vögeln

Frisch geduschtes Bier

Eine eigentlich nutzlose, aber boomende Branche: Geschenkküchengeräte. Die lebt vom Schenkzwang festlicher Anlässe. Man möchte ja nichts schenken, was der andere schon hat, es sollte aber trotzdem brauchbar sein. Essen muss jeder, also auch kochen. Ein gemeinsamer Nenner der Küchengeschenke so beliebt macht. Messer, Teller und Töpfe hat jeder schon, sind langweilig. Rettichschneider, Fritierlöffel, Fischgräten- und Gurkenzangen sind schon besser, aber höchstwahrscheinlich auch schon im Arsenal des zu Beschenkenden. Etwas wirklich Neues zu finden scheint da fast unmöglich zu sein.

Gestern Abend im Bahnhof auf dem Weg zum Spaziergang durch den bedrohten Teil des Stadtparks schaffte es der Bierdosenhändler meines Vertrauens mich eines Besseren zu belehren: Die Obstdusche. Schon wieder ein Trend, den ich verschlafen habe. Frisch geduschte Äpfel. Vielleicht mit Apfelshampoo gewaschen? Keine Ahnung. Ich hab mal meine Bierdose geduscht. Außer einem nassen Rock hat mir das nichts gebracht.

Zurerst veröffentlicht auf brezel.me