Die wahre Geschichte über Dora Asemwald

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* mittlerweile sind es 9,5 Jahre

Mein Blog erzählt mir manchmal auch Dinge, die selbst ich nicht weiß. Zum Beispiel mit welchen Suchbegriffen auf Google hantiert wurde, um auf die Seite zu kommen. Neulich suchte jemand: „die wahre geschichte über dora asemwald“. Da ich nicht die NSA bin, weiß ich natürlich nicht, wer den wahren Kern des dorischen Wesens ergründen wollte.  Aber eins weiß ich sicher: Diese Frage ist nicht ganz trivial.

Wenn nach einer wahren Geschichte gesucht wird, scheint es wohl einen Kessel voll Geschichten über mich zu geben, deren Wahrheitsgehalt fragwürdig ist. Als Konifere auf dem Gebiet der Lebenslüge sollte mich das nicht wundern.

(Wer keinen Bock auf pseudointellektuellen Klugschiss hat und einfach Wahrheiten erfahren will, überspringe bitte die nächsten zwei Abschnitte)

Wahrheit?

Aber was ist das überhaupt, eine wahre Geschichte? Gibt es sie überhaupt? Jede Geschichte ist ein Konstrukt. Unser Hirn ist eine wundersame Maschine, die alles in Narative verpackt. Die Welt, in der wir zu leben glauben und das Bild vom eigenen Ich sind nichts anderes als Geschichten, die wir uns selbst erzählen.

Dabei wird der gesamte Wust des Erfahrenen – oder genauer gesagt: die Interpretation dessen – in einen Topf geworfen. Dazu werden noch Wünsche, Ängste, Glaubenssätze und Phantasien untergerührt und all jenes, was gut zusammenpasst, zu einer Geschichte verklumpt. Was da nicht reinpasst, wird zurechtgebogen oder rausgeworfen. Klingt die Geschichte gut und passt sich schön ins Weltbild ein, wird sie zur Wahrheit erklärt. So machen wir uns ein Bild der Welt – und letztendlich auch unseres Ichs – aus all diesen unzähligen Geschichten. Das Konzept von Wahrheit ist der Kit, der das ganze zusammenhält. Glaubt man seinen eigenen Geschichten nicht, dann ist das Kartenhaus der eigenen Realität wacklig. Nimmt man die eigenen Geschichten zu ernst, macht einen der Wahrheitskit starr, unbeweglich, unanpassungsfähig und verhindert somit auch, dass man sich weiterentwickelt.

Das jeder bei einem derart subjektiven Prozess sein eigenes Süppchen kocht, liegt auf der Hand. Und am Ende stehen sich sogenannte wahre Geschichten unvereinbar gegenüber. Ergo: Die eine wahre Geschichte über etwas – in diesem Beispiel mich – gibt es nicht. Es gibt einen Haufen sich teilweise widersprechender Geschichten von denen keine wahrer oder unwahrer ist als die andere.

Wahre Geschichten

Auf die Frage nach der wahren Geschichte über mich kann also nicht mal ich eine eindeutige Antwort geben, sondern selbst auch nur Geschichten erzählen, die je nach Perspektive unterschiedlich klingen. Vielleicht ist es eh am besten, unterschiedliche Geschichten gleichwürdig nebeneinander stehen zu lassen. Die widersprüchliche Summe aller Geschichten ist wohl das, was der Idee der wahren Geschichte am ehesten gerecht wird.

Wer sich nicht auf den Geschichtenwust einlassen möchte, kann sich gerne ihre oder seine Lieblingsgeschichte herauspicken und zur Wahrheit erklären. Welche möglichen Wahrheiten gibt’s über mich? Hier ein paar Ansätze, damit ihr eure eigene Geschichte von mir konstruieren könnt:

Erfunden

Ein Ansatz ist, dass ich nicht geboren, sondern erfunden wurde:
http://www.martin-zentner.com/?p=111
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och ein bisschen mehr:
http://www.martin-zentner.com/?p=117
Demnach wäre ich einfach nur ein Kunstprojekt. Ich wäre Alter Ego, Avatar oder Pseudonym meines Erfinders. Eine Comicfigur, die die Rahmen der Panele gesprengt hat.

Erfinderin

Genauso gut könnte ich aber meinen Erfinder als mein Alter Ego oder Avatar im materiellen Raum bezeichnen. Da ist dann die Frage: Wer wedelt mit wem? Der Schwanz mit dem Hund oder andersrum? Oder wedelt die Henne mit dem Ei?

Mutlible Persönlichkeit

Vielleicht hat mein Erfinder meine Persönlichkeit von seiner abgespaltet. Da ich jedoch glaube, dass dieses ominöse „Ich“ ohnehin ein komplexes Konglomerat von unterschiedlichsten Persönlichkeiten sei, es also die eine, individuelle Persönlichkeit überhaupt nicht gäbe, würde das bedeuten, dass mein Erfinder einige seiner Unterpersönlichkeiten gebündelt und ihnen einen Namen gegeben habe: Dora.

Entdeckt

Ich persönlich glaube, dass ich nicht erfunden, sondern entdeckt wurde. Ich existiere als Idee, die sich einen Wirt gesucht hat, der mich in seinem physischen Hirn beherbergt und mir hilft, mit der Welt zu kommunizieren.

Matrix

Vielleicht sind wir alle virtuelle Persönlichkeiten, wie sie im Film „Matrix“ gezeigt werden. Dann wäre ich eine virtuelle Person, die im Gegensatz zu den anderen ohne einen eigenen Avatar durch die Matrix schwirrt.

Seele

Vielleicht bin ich eine körperlose Seele, die einen Wirtskörper braucht, um mit der Welt zu interagieren. Bei dieser Theorie könnte man sich durch die unzähligen Mythlogien aller Religionen wühlen und sich so einige Geschichten zusammenreimen.

Deine wahre Geschichte?

Mich würde interessieren, welche wahre Geschichte über Dora Asemwald ihr euch zusammenbastelt. Ich freue mich über jede Zusendung und werde sie auch veröffentlichen. Und scheut euch nicht, durchs Tiefe Tal des Hanebüchenen zu schlendern.

PS

So, jetzt hab ich mal wieder ordentlich dem Wahrheitsprinzip ans Bein gepisst, wie in so vielen anderen Artikeln zuvor auch. Es ist mir aber auch ein großes Anliegen. Der Wahrheitsanspruch und der Versuch, die eigene Wahrheit anderen überzustülpen, ist die Wurzel von so manchem Übel wie Krieg, Verfolgung, Unterdrückung, Zensur. Ich wünsche mir in einer Welt zu leben, in der sich jeder der Subjektivität des eigenen Weltbildes bewusst wäre.  In der man Widersprüchliches einfach nebeneinander existieren lassen könnte und in der sich keiner vor Paradoxa fürchten müsste. In dieser Welt hätten es die meisten Religionen ziemlich schwer.

Viel mehr als die Wahrheit schätze ich die Wahrhaftigkeit, also der Versuch, so ehrlich wie möglich zu sein.

PPS

Wer mehr über mich erfahren will, kann sich gerne auch an meinen Entdecker (und Illustrator) wenden. Seine Identität ist kein Geheimnis, ich binde sie aber auch nicht jedem auf die Nase. Und ja: Es ist ein Mann. Warum ich ausgerechnet den Kopf eines Mannes als Wirt ausgesucht habe, ist ein Thema, welches sehr weit führt und wann anders mal drankommt.

Autor: Dora Asemwald

Ich bin virtuell real.

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