Das größere Stück vom Kuchen

Soziale Gerechtigkeit! Wird gerne gefordert und ist auch eine feine Sache. Jene, die viel haben, geben jenen, die wenig haben etwas ab. Die Rollen dabei sind ganz klar verteilt: Spender und Bittsteller. Und da dies nicht auf Freiwilligkeit beruht, sorgt der Staat für die Umverteilung von Almosen. Er besteuert die Wohlhabenden, damit er daraus ein Netz für die sogenannten sozial Schwachen spinnen kann. Das ist das gängige Bild des Sozialstaates. Es ist ein hässliches Bild.

Wechseln wir doch mal die Perspektive. Menschen verbrauchen Platz, Rohstoffe und machen Dreck. Sie bauen Häuser in die Landschaft und halten mit Zäunen ihre Mitmenschen fern. Sie brauchen Straßen, auf denen sie tonnenweiße Stahl durch die Gegend bewegen. Sie kaufen sich Nippes, der nach einem dekorativem Intermezzo mitsamt Verpackung auf der Mülldeponie oder gleich im Meer landet. Für Energie wird Kohle verbrannt, Atommüll verbuddelt. Kennt man ja alles.

Manche konsumieren mehr, andere weniger. Leider sind unsere Ressourcen endlich. Wenn sich jemand ein großes Stück vom Kuchen nimmt, bleibt weniger für die anderen übrig. Und genau da muss Ausgleich geschaffen werden. Jemand der mehr hat und verbraucht, entschädigt jene, die weniger haben und verbrauchen. Jetzt sind es keine Almosen mehr, die ein Schwacher vom Starken einfordert. Es ist ein Ausgleich unter Gleichberechtigten. Die Wohlhabenden leisten einen Beitrag dafür, dass sie sich ein größeres Stück vom Kuchen nehmen. Dieses Bild gefällt mir schon besser. Es wird dem gerecht, dass Besitz und Konsum mit Verantwortung einhergehen.

Auf den ersten Blick ändert dieser Perspektivenwechsel nicht viel. Es wird immer noch Geld, das sich gerne zu anderem gesellt, wieder an alle verteilt.  Es ändert aber unser Bewusstsein. Und das ist der erste Schritt, wenn wir neue Wege finden wollen, wie wir in einer Welt endlicher Ressourcen dauerhaft ein anständiges Leben miteinander führen können.

Autor: Dora Asemwald

Ich bin virtuell real.

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