Tu IHN unten rein!

Letzten Samstag auf dem Schlossplatz: Große Veranstaltung der Freunde des geplanten Tiefbahnhofes. Um gegen die grün bebuttonte Gegnerschaft Flagge zu zeigen gab’s auch Merchandise. Ein Shirt hat mich jedoch verwirrt: „Tu IHN unten rein! Stuttgart 21“. Wer ist „IHN“? Und meinen die hinten oder vorne?

Foto von Martin Anner

Erschienen auf brezel.me

Nachtrag (10. Oktober 2012)

Jennifer Roth, damals Mitglied der IG Bürger für Stuttgart 21, in einem Facebookkommentar:

„Es begab sich zu einer Zeit, als die IG Bürger neue Shirts mit dem bekannten S21-Logo haben wollte. Zu diesem Zweck wurden beim einem T-Shirt Hersteller diverse Probe-Shirts geordert, die die verschiedenen Aufdruck-Arten verdeutlichen sollten. Der gute Mann wusste, für wen dieser Auftrag laufen sollte und hat sich mit selbigem Spruch einen Spaß erlaubt. Es gab EIN T-Shirt davon, welches auf einer Sitzung der IG rumging, bekichert, ABER einstimmig beschlossen wurde, dass es NICHT rausgegeben wird. Leider gelangte das gute Stück dann dank eines übereifrigen Mitstreiters doch an den Stand und hing dort. Eine Dame hat es später gekauft und das Geschrei war natürlich groß. der T-Shirt Hersteller hat den „Hype“ dann aufgegriffen und eigenmächtig auf seiner ebay-Seite weitere Shirts vertrieben, die er hergestellt hatte, OHNE dass die IG Bürger jemals den Auftrag dafür erteilt hätte! Meines Wissens nach wurde auch versucht, dagegen vorzugehen, war aber wohl nicht von Erfolg gekrönt. Ich habe noch ein Bild auf meinem alten Handy von diesem EINEN Shirt, weil ich davon ausging, dass es ohnehin wegkommen im Sinne von vernichtet oder weggeräumt wurde. hätte man verhindern können, ist aber passiert. Jedoch ist DAS die Wahrheit dahinter, die aber keiner hören/lesen will. Lieber schießt man sich darauf ein. dass am Bahnhof schon ein lebensgroßer Protestpimmel rumlief und dabei einen Kinderwagen schob, wird hingegen als bunt und kreativ abgetan, was ich persönlich auch geschmacklos fand. Beide Seiten schenken sich diesbezüglich nichts.“

Autor: Dora Asemwald

Ich bin virtuell real.

79 Kommentare zu „Tu IHN unten rein!“

  1. Blöd, ich meinte doch „Oben Ohne“ Buttons und nicht „Ohne Oben“ 😉 Passt aber auch irgendwie 😉 Man kann es drehen und wenden wie man will, der Sinn dahinter bleibt meist unerkannt.

  2. Mensch, ihr nehmt alles viel zu ernst! Die Shirts finde ich lustig. Ich schmunzle auch als S21-Gegner darüber. Satire muss sein. Eingeschlossen schlüpfrige Witze!

    1. Satire, erst recht schlüpfrige, kann leicht in die Hose gehen. Und die hat die kniende Dame wohl nicht mehr an. Mir scheint, ein vermeintlich satirischer Teil war weniger gewollt, der schlüpfrige doch. Und die Ausführung, also Typographie, Illustration, Grammatik, Textqualität ist fürchterlich.

    2. Also ich find Humor auch gut. Nur das was die Proler machen ist nicht nur niveaulos und sexistisch. Für mich sind das Stammtischparolen die auf der untersten Schiene rangieren.

      1. klar ist das unterste Schiene… aber das passt ja auch, wenn man bedenkt, dass die Befürworter die Schienen versenken wollen… auf ihr geistiges Niveau… 😉

    1. Nazivergleiche sind doch sehr beliebt. Für ein Politiker sind sie ein 1A Karrierebeender, oft erprobt. Bei Demos kommt man leichter damit davon, da ja irgendwie anonym. Ich finde es jedoch gut, dass dort die geistige Haltung offen demonstriert wird. Dann kann sich jeder seinen Teil denken. Ich bin froh, dass ich nicht auf Pro-Demos muss, sonst wäre die Fremdscham unerträglich.

      1. Ja, ich bin da fast schon dankbar für die unabsichtliche PR, die die Pro-ler (Prols?) für die Gegner-Seite machen.

        Gleiches gilt für den Begriff „Ökofaschist“. Fällt auch immer wieder, wenn Konservative über Grüne reden. Sagt ja mehr über die Konservativen aus, als über die Grünen.

      2. Wie kommt es eigentlich, dass Menschen mit Überzeugung immer gleich als Faschist bezeichnet werden? Naja, liegt wohl daran, dass es nicht die eigene Überzeugung ist. Wir reden doch auch nicht von den Fortschrittsfaschisten, den Tunnelfaschisten oder Bauindustriefaschisten. Nazikeule auspacken ist so was von öde und unkreativ. Aber mir scheint eh dass Kreativität oben bleibt. Sollen sich die Proler weiterhin ihre Schenkelklopferzoten in Powerpointoptik auf die Hemdchen knallen, ich dokumentiere es gerne und gebe meinen Senf dazu.

  3. Seid doch bitte etwas lockerer. Ich komme mir ja fast vor wie in den prüden 50ern!

    Sex ist nichts Schlechtes: Sicher ist „Tu´ IHN unten rein“ eine Anspielung auf´s Knattern, aber man weiß doch sofort um was es geht. Ich finde das sehr lustig und entspannt die leidige Diskussion um S21 doch sehr stark. 🙂

    „Unterirdischer Bahnhof, unterirdisches Niveau“..HA! Genial! 😀

    1. Sex ist natürlich nichts schlechtes. Daran scheitert das Hemdchen ja nicht. Das Silhuettenmädchen, dass willig auf die Knie geht jedoch entspricht jedoch einem Frauenbild, dass nun wirklich auf den Müllplatz der Geschichte gehört.

      1. Ich habe eher das Gefühl, dass du hier (unbeabsichtigt) sexistisch handelst. Du definierst hier, dass eine Frau die auf die Knie geht unterwürfig sein muss.

        Eine selbstbestimmte Frau ist durchaus in der Lage für sich selber zu entscheiden, was sie „im Bett“ wie, wo und mit wem machen will.

  4. ich bin wirklich nicht prüde, aber dieses Shirt lässt mich erblassen.
    Ich finde es wirklich sexistisch und demütigend. sollte mir ein Mann in diesem Shirt begegnen bekommt er ihn unten rein, meinen Fuss.

    1. Ich finde auch den Spruch nicht besonders gut. Man mag das T-Shirt sexistisch oder sogar demütigen empfinden. (Worin beruht die Demütigung?)

      Nichts, aber auch gar nichts davon rechtfertig Gewalt gegen den Träger solch eines T-Shirts!

      Sexistisch ist übrigens auch der Hinweis, der Autorin dieses Blogs, da sie davon ausgeht, dass nur ein Mann so ein von ihr abgelehntes T-Shirt tragen könne.

      1. Also bitte, wer ruft den ernsthaft zur Gewalt auf? Der Versuch aus Wortwitzen, gekonnt oder nicht, den Aufruf zur Gewalt herauszulesen ist doch etwas an den Haaren herbei gezogen. Es nimmt ja auch niemand den Aufdruck des Hemdchens wörtlich. Hoffentlich. Aber ich glaube, es handelt sich hier um Gegenempörung, um sich über die Empörung der Damen über das Hemdchen lustig zu machen, oder?

        Deshalb mal zur Demütigung. Die Geschichte des Sexismus ist alt. Die Darstellung von Frauen als willfärige Sexualobjekte die sich dem Manne unterordnen schafft ein Bild welches sehr demütigend für Frauen ist. Und genau dieser Bildsprache bedient sich dieses Hemdchen. Ich bin der Meinung, dass es mitnichten in einem ironischen Kontext steht, der das Problem lösen könnte. Also bleibt für jene, die das auch so sehen die Demütigung. Andere können das vielleicht nicht nachvollziehen.

        PS: Von einem Mann kann das Hemdchen nun gar nicht getragen werden, der Schnitt ist definitiv für Frauen.

      2. „…Gewalt gegen den Träger solch eines Shirts…“

        Normalerweise sind es Träger solcher Shirts, die Frauen gegenüber gewalttätig werden…tztztz… willst Du mir jetzt weismachen, daß die Träger solcher Shirts die wahren Opfer sind?
        Verkehrte Welt…

  5. Eine Interessante neue Form von „Sex sells“. Geschmacklos, aber interessant. Es stellt sich zum einen die Frage, was genau die Silhouette einer offensichtlich entblätterten Dame mit S21 zu tun hat: Augenscheinlich gar nichts. Es wird lediglich versucht, mit platten Zoten auf Stimmenfang zu gehen. Dass das aber maximal bei Stammgästen der Tahiti-Bar (und dem einen oder anderen Landtagsabgeordneten) fruchten dürfte, fällt scheinbar nicht auf und ist für ästhetisch sattelfeste Protestler (egal ob pro oder contra) als Beleidigung des eigenen Geschmacks auffassbar.

    Zum anderen ist die Sinnhaftigkeit des Ganzen zu hinterfragen: Das die S21-Freunde den Bahnhof gerne „unten rein tun“ würden, ist ja hinlänglich bekannt. Nur, was hat dieser Spruch im Zusammenhang mit Sex zu bedeuten? Was ist bei einer Frau „unten“? Die Füße? Wo soll ich das was rein tun? Oder haben alle S21-Befürworter einen Fußfetisch? Beim Sex ist doch eigentlich eher die Körpermitte entscheidend… Und wenn es ein „unten“ zum was rein tun gibt, muss es doch auch ein „oben“ geben. Was ist das dann nun wieder? Oralverkehr? Gibt es auf S21-Demos Fellatio? Und wenn ja: Was soll daran schlecht sein?

    Ich habe definitiv kein Problem mit schlüpfrigen Witzen. Aber völlig aus dem Zusammenhang gerissene Effekthascherei, die dann auch noch auf Kosten der Frauen geht, ist mir absolut zuwieder. Nachdem die S21-Gegner mit „oben bleiben“ ein schönes Leitmantra zum Demonstrieren gefunden hatten, scheint sich ein regelrechter Wettbewerb entwickelt zu haben, wer den beklopptesten Spruch zum Thema findet.

    In diesem Sinne tue ich diese T-Shirts liebend gern unten rein. Ganz unten. In die Mülltonne.

      1. Das wär ja ganz schön subversiv. Aber irgend ein Proler musste gesagt haben: „Strike! Das sind wir! Das ist das richtige Shirt für die Girls von uns Gewinnertypen!“. Und es dann an den Stand gehängt haben. Hat das jemand gekauft?

  6. ich denke diese t-shirt-sache ist nicht ganz zu ende gedacht worden und zeigt den grad der verzweiflung bei den pro-lern. und..: wenn man diese „idee“ als gegner ablehnt, hat das überhaupt nichts mit „unlockerheit“ zu tun. sorry- es ist lächerlich und nicht witzig und zeigt mir, daß ich auf der richtigen seite bin. intelligenz hat halt doch einen namen: oben bleiben 😉

    1. *zustimm* so wie ich das sehe, versuchen die Pro-ler mit aller Gewallt Menschen für ihre Seite gewinnen. Ich merke es ja bei mir in der Firma. Da hab ich einige junge Beführworter, die keine Ahnung haben, um was es geht – aber sie sind FÜR S21, weil die die besseren Sprüchen haben. Da sieht man, auf was das Ganze ziehlt. Nur sinnloser Stimmfang.
      Es ist ja schon schlimm, mit welchen Parolen die Beführworter auf den Demos um sich schmeissen – das ist weit unterstes Niveau – so wie S21

      1. Stuttgart 21, die besseren Sprüche gewinnen? Ich glaub langsam wir brauchen 2 Stuttgarte. Eins, also das unten, für jene, die diese Hemdchen gut heißen, und eins, für die, die sowas peinlich finden.
        Mein Vorschlag: Vergrabt den Bahnhof und lasst den alten oben. Teilt die Stadt wie Berlin in Stuttgart-Oben und Stuttgart21.

  7. Ganz unabhängig von der Aussage auf dem Shirt: dieses Kommunikationsbüro könnte doch mal ordentlich Schotter abtreten, um zumindest ein paar einigermassen grafisch ansprechende Merchandising Artikel zur Verfügung zu stellen.

    Wahrscheinlich ist aber der Scheinchentopf leer und jetzt muss der arme Mitarbeiter mit vorgerfertigten Photoshop Silhouetten das rausholen, was er unten rein getan hat.

  8. Also, über Geschmack lässt sich ja streiten, aber ich denke, wir sollten zurückkehren zu einer sachlichen Diskussion, und die Emotionen hier mal rauslassen. Ich stelle also sachlich fest: Laut ihres T-Shirts betrachten diejenigen Stuttgart21-Befürworter, die es tragen, ihren neuen Bahnhof als eine Art Penis, und fordern dazu auf, diesen „Bahnhofspenis“ in die, als Frau dargestellte, Erde hineinstecken. Bleibt allerdings die Frage, ob dieses etwas konfuse „Sachargument“ wirklich noch einen Meinungsumschwung bewirken kann. Ich fürchte, eher nein, denn dieses Bild wirkt doch etwas schief, und besonders auf Frauen, eher abstoßend als überzeugend. Aber die Befürworter können ja trotzdem versuchen, auch in der Schlichtung so zu argumentieren. Für Unterhaltung wäre dann jedenfalls gesorgt.

  9. Natürlich unterstes Niveau, so ein Wortwitz. Verglichen damit, Polizeibeamte als „Kinderschläger“ zu bezeichnen und gegen diese gewalttätig zu werden, ist so ein zweideutiges T-Shirt auch wirklich unter aller Sau!

  10. Stimmt, wer wahllos Polizeibeamte Kinderschläger nennt, schließt von einigen auf alle und pauschalisiert. Das ist nicht in Ordnung.
    Und wer unprovoziert gewalttätig gegen Polizisten wird ist selbst doof, die sind gerüstet und bewaffnet. Denen tut eine Wurfkastanie an den Helm weniger weh als das Pfefferspray direkt ins Auge. Man kann da nur verlieren. Auch wenn man provoziert wurde, das ist egal.
    Aber ich glaube hier geht es um ein Hemdchen, nicht um den schwarzen Donnerstag, oder?

  11. Ach die ganzen Stuttgart 21 gegner flippen doch in letzter Zeit total aus!
    Ich bin kein Gegner und auch kein beführworter.
    Aber die Gegner wirken extrem unsymphatisch.
    Was soll bitte so schlimm am Shirt sein ?!
    Es sollte mit etwas Humor gesehen werden. Aber den scheinen viele Gegner nicht zu haben.
    Das Shirt soll das auffallen verdammt! So langweilig und schlicht würde doch keinem Schwein auffallen ?

    Und… welche Werbung ist den heutzutage nicht extrem, ausgeflippt oder frech ?

    1. Wer sind denn „die Gegner“. Im selben Maße könnte man das für „die Befürworter“ sagen. Es handelt sich in vielen Fällen um einen unterschiedlichen Menschtypus. Man mag in der Regel die einen oder die anderen.
      Das Shirt ist wirklich aufgefallen. Doch reicht bei der Werbung nicht allein das Auffallen. Was soll denn da beworben werden? Welche Botschaft soll rüberkommen?

  12. Ich hatte schon ganz vergessen, wie Fremdschämen ging. Danke für die Auffrischung. 🙂

    Abgesehen von der miesen Gestaltung und dem Gesamtbild, das wohl nur ein RTL-II-konsumierender BILD-Leser lustig finden kann, kommt zu der Schande auch noch ein Deppenapostroph dazu. »Tu‘«? Echt jetzt? Ich mein: »Tu‘«? WTF?!

    Blödes Shirt für Behämmerte und auch noch schlechtes Deutsch. Passt zusammen. Und ja, wo ist denn der Humor dabei? Lustig gemeint ist auch nur die Cousine von Scheiße, da hatte der »Gestalter« nicht nur mal gar keine Idee, sondern auch nur einen gewaltigen Stock im Enddarm. So spießig und unlocker wie das Shirt wirkt, sind wohl auch die PRO-21er (Ich bin weder noch, mir ist die Reichsbahnhucke sowas von egal) 🙂

  13. Oh je. Oh je. Wir Schwaben. Koennen alles ausser lustig.

    Wundert mich eigentlich, dass die Dame auf dem Bild kniet und nicht spreizend auf dem Ruecken liegt. Wenn, dann richtig, oder?

    Seufz.

  14. Verdacht des Auftretens einer unentdeckten sexuellen Deviation bei S21 Befürwortern

    Was muss in jungen Männern vorgehen, die in brünftiger Liebe zu einem Bauprojekt entbrannt, geschmückt mit Buttons mit dem Motto „Ich liebe Stuttgart 21“, laut „oben ohne!“ rufend, wöchentlich in Horden triebsublimierend durch Stuttgarts Schlossgarten laufen und sich mit T-Shirts kleiden, auf denen Häschen abgebildet sind mit dem Motto „Parkerweiterer“?
    Wer einmal – wie ich jüngst – den irren, ja nachgerade lüsternen Blick dieser jungen Männer in kurzen Hosen, die bei ihren Dauerläufen selbst dem kalten herbstlichen Regen strotzen, gekreuzt hat, der bleibt verstört und nachdenklich zurück. Was mag hier geschehen sein? Handelt es sich um eine neue, bisher unentdeckte Paraphilie, eine bisher unbeschriebene sexuelle Deviation? Als ich dann vor wenigen Tagen ein T-Shirt dieser S21 Befürworter sah, auf dem eine kniende nackte Frau abgebildet ist und die Aufschrift trägt: „Tu´ IHN unten rein! Stuttgart 21“, fühlte ich mich ich herausgefordert, der Sache auf den Grund zu gehen.

    Ich schlage als Arbeitshypothese zunächst den Begriff des „Projektfetischismus“ vor und möchte versuchen dieses neue Phänomen nachfolgend etwas näher zu ergründen. Ich möchte dabei vorab sagen, dass ich mich dem Gegenstand rein deskriptiv und nicht wertend nähern möchte.

    Bevor wir zur Erhärtung des Verdachts auf ein abweichendes Verhalten kommen, möchte ich vorab nochmals zusammenfassen, worauf sich die Zuneigung durchschnittlicher junger Männer für gewöhnlich richtet. Niemand würde sich wundern, richtete sich die Zuneigung, ja brennende Leidenschaft jener Junger Männer auf eine Frau, bei homosexueller Ausrichtung auch auf ihren Lebenspartner. Auch ist es nicht ungewöhnlich, von der Liebe zur Heimat, zur eigenen Stadt oder Ähnlichem zu sprechen. All dies sind greifbare, erfahrbare, ja, reale Objekte, auf die sich diese Zuneigung ausrichten und dort auch ihre Erfüllung finden kann. Doch hier zeigt sich ein völlig neues Phänomen. Die Liebe zu einem Projekt, zu etwas, das noch gar nicht Gestalt angenommen hat, also zu etwas Zukünftigen. Wir können hier also gewissermaßen von einer Manifestation der Liebeserfüllung „in spe“ sprechen. Einem in die Zukunft projizierten, von Sublimationshandlungen (im Gruppenauftritt) begleiteten, sexuellen Erfüllungswunsch; einer durch die in Stuttgart grassierenden Wiederstände gegen das besagte Bauprojekt prekär gewordenen Erfüllungshoffnung.

    Spannungsfeld zwischen Triebaufschub und Frustrationsangst

    Hier ergeben sich zwei wichtige Gesichtspunkte: Erstens der Aspekt des Aufschubs bzw. der Prokrastination (d.h. dem bewussten Aufschieben) dieser Phantasieerfüllung, zweites der Aspekt des Prekären, der Gefährdung dieser Erfüllungshoffnung durch die augenblicklich breite Infragestellung des Bauprojekts S21. Das sich hieraus ergebende Spannungsverhältnis erscheint mir einen Erklärungsansatz zu bieten für die sich im Zuge der Demonstrationen der S21 Befürworter zeigenden Macht- bzw. Allmachtsphantasien. Wie sonst ließen sich die Schlachtrufe der Befürworter „Wir sind Stuttgart“ anders erklären? Ich will dem übereiligen Leser gleich widersprechen, der zum vorschnellen Urteil gelangen könnte, es handele sich hier bei den Befürwortern um Anmaßung. Nein, vielmehr muss aus der Perspektive der Betroffenen hier von einer Ausweichhandlung im Sinne einer Selbstermutigung angesichts der Unsicherheit der künftigen Verwirklichung des Projekts S21 ausgegangen werden. Insbesondere, nachdem das gewaltsame „Durchgreifen“ am 30.09.2010 nicht die erhoffte Wirkung gezeitigt, sonder sich im Nachgang als noch vertiefende Gefährdung der Erfüllungshoffnung auf Seiten der Befürworter erwiesen hat.

    Exkurs: Belohnungsaufschub

    Des besseren Verständnisses wegen muss an dieser Stelle kurz auf das Prinzip des Belohnungsaufschubs zurückgegriffen werden. Belohnungsaufschub ist ein Begriff aus der Psychologie und bedeutet, dass die Belohnung nicht sofort sondern verzögert erfolgt. Dabei wird auf eine unmittelbare (anstrengungslose) Belohnung zu Gunsten einer größeren Belohnung in der Zukunft verzichtet, die allerdings entweder erst durch Warten oder durch vorherige Anstrengung erlangt werden kann. Wie man nicht zuletzt bei der Kundgebung am vergangenen Samstag auf dem Stuttgarter Schlossplatz sehen konnte, werden dazu kostenlose alkoholische Getränke im Sinne eben einer solchen „unmittelbaren“ und „anstrengungslosen“ Belohnung an die Befürworter ausgegeben, um die Anstrengungsbereitschaft mit Blick auf die lange Zeitspanne bis hier zur Projektrealisierung und die damit einhergehende Sehnsuchtserfüllung zu stärken. Die Bedeutung dieses von den Gegnern des Projekts einseitig und wenig gründlich als „Freibierausschank“ diffamierten Vorgangs erschließt sich also erst im Kontext dieses hoch komplexen psychologischen Triebsublimierungsvorgangs. Wie intuitiv richtig dieses Bedürfnis gehandhabt wird, zeigt sich auch dadurch, dass sich im Bündnis für S21 eigens eine Gruppe von Befürwortern gegründet hat mit dem Projektnamen „proSit“.

    Phantasien von Häschen und Jagdgründen

    Während sich die oben zitierten Slogans auf den von den Befürwortern ostentativ, und damit einem öffentlichen Bekenntnis gleichend, getragenen Buttons „Ich liebe Stuttgart“ und „Oben Ohne“ in ihrer doch eher eindimensionalen Bedeutung recht einfach erschließen lassen, stellt der Slogan „Park Erweiterer“ nebst dem auf dem Button abgebildeten Häschen schon eine größere hermeneutische Herausforderung für die Entschlüsselung der darin enthaltenen Emblematik dar. Worin mag der Zusammenhang zwischen „Häschen“ und „Erweiterung“ bestehen? Dem erfahrenen Leser stellt sich im sexuellen Kontext beim Begriff Häschen natürlich sofort die Konnotation zu Hugh Heffners Playboy ein. Während besagter Hugh Heffner gewissermaßen als Erfinder der synonymischen Gleichsetzung von Häschen und der „attraktiven, leicht bekleideten jungen Frau“ gelten kann und dabei immerhin jeweils von realen, wirklichen und im wahrsten Wortsinne „anfassbaren“ Frauen ausging, scheint sich bei den Befürwortern auch hier eine Verschiebung der Projektion auf etwas Ungreifbares, Flüchtiges (der Hase ist ein Fluchttier!), wenngleich Niedliches, Schutzbedürftiges und zugleich Erjagenswertes zu konzentrieren. Was liegt hier also vor? Ich möchte an dieser Stelle von vornherein jede oberflächlich naheliegende Konnotation zum österlichen Hasenmotiv als Hypothese ausschließen. Vielmehr komme ich zu dem Schluss, dass sich die Befürworter wiederum im Sinne einer prokrastinierenden, aufschiebenden und dabei triebsublimierenden Handlung der Phantasie einer unendlichen Erweiterung ihres sexuellen „Jagdgrundes“ hingeben. Nur durch die allgegenwärtige und zum Gemeinplatz gewordene unmittelbare Assoziation des Häschenmotivs mit der „attraktiven, leicht bekleideten jungen Frau“ lässt sich dies erklären. Der Befürworter nimmt seine Trieberfüllungsphantasie in die eigene Hand und will mit seiner Unterstützung für die Umsetzung bzw. Verwirklichung des Bauprojekts Stuttgart 21 unterbewusst seine Chancen auf eine Trieberfüllung durch die Vermehrung der Häschen und ihres Lebensraums („Park Erweiterer“) als Symbol der projizierten Begierde vermehren. Der Leser mag diese These zunächst für gewagt halten, doch wende ich ein, dass sich spätestens beim Betrachten obigen T-Shirts dieser Schluss als durchaus naheliegend aufdrängt: „Tu´ IHN unten rein! Stuttgart 21“.

    Im zweiten Teil meiner Überlegungen werde ich mich abschließend mit folgenden Aspekten beschäftigen:

    – Tunnelphantasien und Phallusmetaphern der Projektbeführworter

    – Der Versuch einer Ätiologie (Ursachenforschung) des Projektfetischismus

  15. das ist eine Überschrift oder ein T-Shirt-Aufdruck, wenn man das als Überschrift wählt sind die vielen Kommentare eine logische schlussfolgerung.
    Zu der Angelegenheit selbst sage ich garnichts. die Überschrift ist jedenfalls sexistisch
    das kannst du nicht abstreiten und absichtlich gewählt.
    Du weisst schon, was du tust, auch wenns ein T-Shirt-Aufdruck ist.

  16. Geiler Spruch auf dem Shirt. Im Gegensatz du den S21-Gegnern haben die Befürworter noch etwas Humor. Dass der DGB und die ganzen Emanzenverbände angesichts dessen keinen haben, ist nachvollziehbar. Ich jedenfalls musste lachen. Und nochmehr, als all die Hysteriker mit ihrem Empörungsgezeter begonnen haben…

    1. Wenn den Spruch nicht einige geil fänden, hätte er es auch nicht auf das T-Shirt geschafft. Er spiegelt jedoch nicht den Humor aller Befürworter wieder, da auch von denen einige nicht gerade darüber erfreut waren. Jeder kann sich ja seine eigenen Gedanken über Niveau und Witzigkeit des Hemdchens machen. Der Bohei darum scheint mir jedoch etwas übertrieben.

  17. Nachdem das T-Shirt allgemein nicht allzu positiv aufgenommen wurde, versucht man nun, es den S21-Gegnern in die Schuhe zu schieben.

    http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.pro-stuttgart-21-empoerung-ueber-sexistische-t-shirts.73bd7443-35a0-4630-a59a-4bed09cca3c1.html

    http://demokratischesstuttgart.wordpress.com/2010/11/05/stuttgarter-nachrichten-und-die-recherche/

    (siehe auch Kommentare)

    Es gibt nun auch einen eigenen Blog zum T-Shirt-Skandälchen:

    http://tu-ihn-unten-rein.iblogger.org/Start.html

    Was für eine Posse.

  18. Also nur für den Fall das wir mal bei der untersten Schublade bleiben.
    Um das zu tun was da steht muss er aber „oben bleiben“ !
    Das sollten aufgeklärte Menschen eigentlich wissen.

    Ja ich schäme mich nun für diesen Beitrag.

  19. Herrlich. Endlich mal ein Niveau was der ganzen Debatte entspricht.

    Lustig das S21 Beführworter anscheiend mehr Humor haben als die Gegner (nicht wegen dem Shirt, das ist bescheuert, aber wegen der Kommentare).

    Als auserstehender Beobachter eine sehr interessante Beobachtung. Da fühlen sich welche gedemütigt und angegriffen von sonem doofen Spruch und wollen den Besitzern gleich eins überbraten oder untern reintreten. Naja, wahrscheinlich der lange aussichtslose Kampf….

    Leute mit Überzeugung werden echt oft als Faschistten bezeichnet. Gemeint sind aber glaube ich nur die mit Überzeugung ohne Hintergrundwissen. Und da gibts auf beiden Seiten viele von meiner Ansicht nach. Schätze mal so grob 99,9% 😉

    Da richted sich die Wut gegen Politiker und irgendwelche Manager.
    Ingenieure haben das geplant. Raumordner, Infrastrukturexperten, Umweltschutztechniker, Städteplaner und und und haben mitgeholfen um die beste Möglichkeit herauszufinden.

    Politiker und Bahnmanager sollen sich bereichern? Die Bahn bezahlt das, die Politik zahlt mit weil sie sich dadurch Mehreinnahmen in Zukunft verspricht. Klar bekommen da einige evtl zu hohe Provisionen, aber dass ist denen doch egal ob mit S21 oder K21.
    Und wenn sich der Staat dran bereicher,t sollte das jedem Recht sein, der Schulbildung genossen hat und/oder mal krank war und/oder Bahn fährt und/oder Auto fährt und/oder mal Rente möchte 😉

    Ich find die ganze Diskussion einfach ne Diskriminierung von genau den Menschen, die Ahnung haben von dem was sie tun, hervorragend ausgebildet sind, und ihr Wissen dafür einsetzen die bestmögliche Alternative für Umwelt, Wirtschaft und Bevölkerung zu finden. Und die Gegner wissen nciht mal gegen wen sie eigentlich sind – peinlich!

  20. Un noch was, der Bohei um den Bahnhof ist zu groß, nciht ums Shirt.

    Ob jetzt 6Milliarden für S21 und Chaos für einige Zeit oder 6Milliarden für K21 und Chaos für die doppelte Zeit ist ja wohl sowas von Wurscht. Da sollten wir uns echt lieber weiter diskutieren ob ihn unter reintun ein guter Witz ist oder nicht.

    1. Der Streit um Hemdchen ist so sinnlos wie der gesamte facebookinterne Streit zwischen den beiden Seiten. Der ist längst zum Selbstzweck geworden. Die gegenseitigen Schmähungen beschämen beide Seiten.

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